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Eugen Täubler:
sieht. Diesen Ausgangspunkt läßt er „sich in prähistorischem Dun-
kel verlieren“. So könnte man verstehen, daß dem Priestertum
vom Ursprung her die Bezeichnung blieb. Aber Scaevola hat von
dem pontifikalen Brückenbau und Brückenopfer nichts gewußt,
und Varro und Dionys gehen mit Bezug auf die fortdauernden
Beziehungen der Pontifices zur Brücke auseinander.
Die sakrale Deutung des Wortes schien auch auf anderen
Wegen möglich. Man dachte an Herkunft der Priesterschaft aus
dem Sabinischen, wenn man das Wort mit umbrisch punti- (iguvi-
nische Tafeln III 4ff.) zusammenbrachte und diesen Ausdruck
entweder als pompa verstand1 oder = quinque auf Grund des un-
sicheren quinquare = lustrare als piatio, lustratio2, die pontifices
also als diejenigen, die entweder einen religiösen Umzug halten
oder eine lustratio vollziehen. Ich weise gegen beide Deutungen
hin auf G. Herbig in der Zeitschrift für vergleichende Sprach-
forschung XLVII 1915 S.212 A.2 und 217 A.2 und auf F. Muller-
Jzn Altitalisches Wörterbuch 1926 S. 3503.
Die bisher erwähnten Versuche, den Namen pontifex zu er-
klären, hafteten zunächst an der Tiberbrücke, und griffen dann
weiter aus auf die römischen Wege im allgemeinen, auf die in die
Kolonien führenden, auf den lateinischen und den sabinischen
Bereich. Es folgen nun Versuche, die viel weiter ausgreifen, zu-
1 K. W. Goettling Gesch. d. röm. Staatsverfassung 1840 S. 173.
W. Ihne Röm. Gesch. I2 A. 1. Neuerdings M. O. Nazari Umbrica (Atti d. R.
Accad. di Torino XLIII 1907/08) S. 20ff. und Rivista di filol. XXXVI 1908
S. 5751. Zu derselben Deutung war Bezzenberger (Kuhns Zeitschr. f. vgl.
Sprachforsch. XLII 1909 S. 86f.) mit dem Versuch gekommen, das Wort
auf einen allgemeinen Ausdruck für „heilig“ zurückzuführen (dagegen u. a.
M. Leumann in der Neubearbeitung der latein. Grammatik von Stolz-
Schmalz S. 125). Vgl. A. Walde in seinem Lat. etymol. Wörterbuch, 2. Aufl.,
unter pontifex.
2 Nach älteren A. Walde in der ersten Auflage seines Wörterbuchs;
A. Grenier Etüde sur la formation et l’emploi des composes nominaux dans
le Latin archaique, 1912, S. 50. J. M. Burnam in der Berl. philol. Wochen-
schrift XXXIII 1913 Sp. 254f. Dagegen A. Ernout Les elements dialectaux
du vocabulaire Latin, 1909, S. 217f. Unbekannt blieb mir Bouche-Leclerq
Les pontifes de l’ancienne Rome. •— Rein zahlenmäßig als „Fünfmänner“
(Cicero de rep. II 26) wollte E. Pais den Namen erklären (Storia di Roma I
1898 S. 287).
3 Ganz isoliert ist der Versuch von A. Doehring (Archiv f. latein.
Lexikogr. XV 1908 S. 2211'.), pontifex als spontifex zu deiiten; er sagte
selbst, daß der Wegfall des s sich nicht erklären lasse.
Eugen Täubler:
sieht. Diesen Ausgangspunkt läßt er „sich in prähistorischem Dun-
kel verlieren“. So könnte man verstehen, daß dem Priestertum
vom Ursprung her die Bezeichnung blieb. Aber Scaevola hat von
dem pontifikalen Brückenbau und Brückenopfer nichts gewußt,
und Varro und Dionys gehen mit Bezug auf die fortdauernden
Beziehungen der Pontifices zur Brücke auseinander.
Die sakrale Deutung des Wortes schien auch auf anderen
Wegen möglich. Man dachte an Herkunft der Priesterschaft aus
dem Sabinischen, wenn man das Wort mit umbrisch punti- (iguvi-
nische Tafeln III 4ff.) zusammenbrachte und diesen Ausdruck
entweder als pompa verstand1 oder = quinque auf Grund des un-
sicheren quinquare = lustrare als piatio, lustratio2, die pontifices
also als diejenigen, die entweder einen religiösen Umzug halten
oder eine lustratio vollziehen. Ich weise gegen beide Deutungen
hin auf G. Herbig in der Zeitschrift für vergleichende Sprach-
forschung XLVII 1915 S.212 A.2 und 217 A.2 und auf F. Muller-
Jzn Altitalisches Wörterbuch 1926 S. 3503.
Die bisher erwähnten Versuche, den Namen pontifex zu er-
klären, hafteten zunächst an der Tiberbrücke, und griffen dann
weiter aus auf die römischen Wege im allgemeinen, auf die in die
Kolonien führenden, auf den lateinischen und den sabinischen
Bereich. Es folgen nun Versuche, die viel weiter ausgreifen, zu-
1 K. W. Goettling Gesch. d. röm. Staatsverfassung 1840 S. 173.
W. Ihne Röm. Gesch. I2 A. 1. Neuerdings M. O. Nazari Umbrica (Atti d. R.
Accad. di Torino XLIII 1907/08) S. 20ff. und Rivista di filol. XXXVI 1908
S. 5751. Zu derselben Deutung war Bezzenberger (Kuhns Zeitschr. f. vgl.
Sprachforsch. XLII 1909 S. 86f.) mit dem Versuch gekommen, das Wort
auf einen allgemeinen Ausdruck für „heilig“ zurückzuführen (dagegen u. a.
M. Leumann in der Neubearbeitung der latein. Grammatik von Stolz-
Schmalz S. 125). Vgl. A. Walde in seinem Lat. etymol. Wörterbuch, 2. Aufl.,
unter pontifex.
2 Nach älteren A. Walde in der ersten Auflage seines Wörterbuchs;
A. Grenier Etüde sur la formation et l’emploi des composes nominaux dans
le Latin archaique, 1912, S. 50. J. M. Burnam in der Berl. philol. Wochen-
schrift XXXIII 1913 Sp. 254f. Dagegen A. Ernout Les elements dialectaux
du vocabulaire Latin, 1909, S. 217f. Unbekannt blieb mir Bouche-Leclerq
Les pontifes de l’ancienne Rome. •— Rein zahlenmäßig als „Fünfmänner“
(Cicero de rep. II 26) wollte E. Pais den Namen erklären (Storia di Roma I
1898 S. 287).
3 Ganz isoliert ist der Versuch von A. Doehring (Archiv f. latein.
Lexikogr. XV 1908 S. 2211'.), pontifex als spontifex zu deiiten; er sagte
selbst, daß der Wegfall des s sich nicht erklären lasse.