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Täubler, Eugen; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1931/32, 2. Abhandlung): Terremare und Rom — Heidelberg, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.40160#0077
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Terremare und Rom.

77

Der Ring der Deutungen schließt sich damit, daß auch für
den Wegebau eine sakrale Verknüpfung zu finden versucht wurde.
F. A. Wright1 ging davon aus, daß die titular gewordene Tätigkeit
one of the chief duties of the ancient priest gewesen sein müsse und
sah die Möglichkeit dafür in der Durchbrechung der heiligen Flur-
grenze, die in jedem Jahre mit der Feier einer Lustration umgangen
wurde. The boundary is no less real because it is invisible, and
only a priest can make the passages through the ring fence whereby
dealings with the outer world are possible. Er dachte an die Ambar -
valien einer vorgeschichtlichen Zeit. Der reizvolle Gedanke findet
aber in der geschichtlichen Zeit keine Anknüpfung: weder ist be-
kannt, daß die Pontifices neben den Arvalbrüdern an dem Flur-
umgang beteiligt sind, noch kann angenommen werden, daß die
Flurgrenze nur an bestimmten, von den „Wegepriestern“ bezeich-
neten Stellen überschritten werden konnte. Wie soll es möglich
sein für die ältere Zeit eine Flurgrenze vorauszusetzen, die so ge-
schlossen und nur so an bestimmten Stellen geöffnet war, wie die
Stadt durch Wall und Tore2?
1910 Wissowa Religion S. 503 A. 2: „Der Name ist seiner Zu-
sammensetzung nach ebenso klar wie seiner Bedeutung nach rätsel-
haft; seine Entstehung liegt wahrscheinlich schon in vorrömischer
Zeit“3. 1927 Rostowzew (A history'of ancient world II S. 20):
the origin of the term is unknown4. Angesichts solcher gegensätz-
1 The Classical Review XXXV 1921 S. 155.
2 Such pontes in the early Community work correspond to the portae
of the city state. — Einen eigentümlichen Vorschlag machte K. Glaser
in den Mitteilungen des Vereins klassischer Philologen in Wien III 1926
S. 68fl. Nach guten methodischen Bemerkungen deutet er auf Grund des
Brauchs, daß der athenischen Festgesandtschaft nach Delphi Männer mit
Äxten vorausgingen und dieser Brauch auf die xsAeuüottoioI, die Apollon
den Weg nach Delphi gebahnt hatten, zurückgeführt wird, die pontifices als
„Wegbereiter eines Gottes“, die mit der Axt den Pfad im Urwald schlugen und
das gefällte Holz zur Überbrückung sumpfiger Stellen verwandten. Das soll bei
der Deduktion von Kolonien und der mit ihr verbundenen Überführung der
heimischen Götter notwendig und daher die ständige Instandhaltung der
Wege in die Kolonien die pontifikale Aufgabe gewesen sein.
3 Zu demselben Ende kam 1920 F. Hartmann (Glotta X 271), wenn er
in der Beziehung auf Wege- und Brückenbau spätere Zutat sieht „die wie so
oft aus dem Namen entnommen wurde, als der religiöse Sinn des Wortes ver-
blaßte“. Er scheint den auf dem Sanscrit fußenden Deutungen zuzuneigen.
4 Dagegen in einer Besprechung H. J. Rose im Journal of Roman
Studies XVII 1927 S. 108: there is really no reasonable doubt that pontifices
m,eans bridge-builders.
 
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