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Täubler, Eugen; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1931/32, 2. Abhandlung): Terremare und Rom — Heidelberg, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.40160#0079
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Terremare und Rom.

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Es ist für diesen Zusammenhang und für die allgemeinere
Geltung der Pontifices als Magier1 bezeichnend, daß sie niemals,
wie schon von Ursprung an die anderen großen Priester, Einzel-
priester eines Gottes wurden, sondern neben den später behelfs-
mäßig hinzukommenden Opferhandlungen, für die nicht eigene
Priester vorhanden waren, und neben priesterlich-administrativer
Tätigkeit, immer nur die im Besitz besonderer Kenntnisse Befind-
lichen waren, iudex atque arbiter . . . rerum divinarum humana-
rumque2, „die Bewahrer, Ausdeuter und Erweiterer des ius ponti-
ficium, des sakralen Rechts“3.

Schluß!) em erklingen.
Mit dem Prinzip, nur bei denjenigen Gleichheiten oder Ähnlich-
keiten zwischen Rom und den Terremaren einen entwicklungsge-
schichtlichen Zusammenhang anzuerkennen, die nicht mehr in
Rom, aber in den Terremaren verständlich sind, glaube ich die
bisher unzulänglich bewiesene Ableitung der Latiner von den
Terremare Siedlern gesichert zu haben. Darüber hinaus ist erst
durch die sakral-magische Beziehung des Pontifex zu der Stadt
der Terremaren der Zugang zum Verständnis der Kulturstufe, der
die Terremaren mit ihren im Stadtbild zutage tretenden Besonder-
heiten angehören, gefunden, und erst wenn man die ganze Kultur-
stufe ins Auge faßt, wird es möglich, innerhalb des Zusammenhangs
zwischen Rom und den Terremaren auch noch entwicklungsge-
schichtlich das Maß der Verschiedenheit zu erkennen, das bestimmt
wird durch die Umwandlung einer von Magie beherrschten in eine
rational gewordene Kultur.
Ich berühre damit etwas, das heute auch auf römisch-italischem
Boden nicht mehr fremd anmuten kann. In Wissowas Religion
und Kultus der Römer (1910) ist von der magischen Vorstufe
römischer Religion noch nichts zu spüren, aber sie ist unmittelbar
darauf aufgedeckt worden, und die seitdem gewonnene Erkenntnis
dieser primitiven Sphäre des Zauberwesens und des Fetischismus“4
hat ihren Niederschlag in Deubners Darstellung des „Praedeis-
mus“ (a. a. 0. II 1925 S. 421—430, dazu 419f. und über fortlebende
1 Was nach Deubner a. a. 0. S. 452 ursprünglich auch die Könige waren.
2 Festus p. 185 M.
3 Deubner a. a. 0. S. 453. Vgl. Wissowa a. a. 0. S. 513f.
4 Deubner a. a. O. S. 419.
 
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