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Täubler, Eugen; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1931/32, 2. Abhandlung): Terremare und Rom — Heidelberg, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.40160#0081
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Terremare und Rom.

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Haupteingangstor ist, so sind mit den Typen der Lagerstadt magi-
sche und religiöse Vorstellungen verbunden, hier auf Grundlage
der Überlieferung in ganz ausdeutbaren Formen. ,,Stadtanlagen
nach diesem Stadtbild findet man über ganz Asien zerstreut und
nicht auf Asien allein beschränkt. . . . Aber das chinesische Den-
ken und Sein, das von den lebendigen Kräften des Universums
bis in die tiefste Wesenheit durchgedrungen ist, verlangt von einer
Stadt überhaupt, vor allem aber von seiner Kaiserstadt, daß sie
mehr als nur eine befestigte Lagerstadt sei; sie muß, wenn von
ihr der Segen auf ihre Bewohner und das ganze Reich überströmen
soll, ein Abbild des Universums darstellen“1. Diese Andeutung
wird für das Verständnis der Stadt der Terremaren wohl nütz-
lich sein.
Wenn die Deutung dieser Stadt ein Rätsel gelöst hat, so hat
sie mit der Tatsache, daß die römisch-latinische Vorgeschichte
solchen Zusammenhängen angehört und daß sich nichts Ähnliches
in der griechischen Frühgeschichte nacliweisen läßt, vor noch
größere Rätsel gestellt. Nach zwei Richtungen ergeben sich aller-
dings gewisse Anknüpfungen: auch bei den Umbro-Sabellern ist
das quadratische Lager bekannt gewesen (vgl. vorläufig Livius
X 38, 5), und die quadratische, dreitorige und mit dem Sulcus
umgebene Stadt der Etrusker ist gewiß nicht von dem eintorigen
Trapez der Terremaren oder dem in ihm befindlichen Templum
abzuleiten2, sondern es muß vorausgesetzt werden, daß beide auf
denselben formalen und sakralen Grundtypus zurückgehen; wodurch
dann die Möglichkeit eines in seinem Ausgangsgebiet noch nicht
bestimmbaren Einflusses nahe rückt, der, wie bei der Violinbogen-
fibel, in zwei Richtungen, donauaufwärts und über das Meer hin,
gewirkt und Italien an zwei verschiedenen Punkten erreicht hat.
Nach der anderen Seite muß es deshalb Grundsatz sein, alle Nach-
wirkungen der Terremaren auf Rom streng fernzuhalten von der
erst nach der Verbindung der quirinalischen mit der palatiniscben
Stadt ritu Etrusco auf Rom übertragenen Urbs quadrata3.
1 Marie Luise Gothein a. a. 0. S. 15 und die vorausgehenden Bemer-
kungen nach S. 11 und 12.
2 Zu welchen Verknüpfungen das führt, zeigt der Versuch (Realencycl.
Städtebau Sp. 20231'. 2026), die dreitorige Stadt mit den nur in Fontanellato
bezeugten und aus der besonderen Größe der Anlage erklärten drei Brücken
des Templum und das Pomerium mit der Palissade zusammenzubringen.
3 So zuletzt Rand all MacIver Italy betöre the Romans S. 36. -
In den Bereich der ganzen Frage gehören auch die Überreste voreisenzeitlicher,
Sit7Amgsberichte d. Heidelb. Akad., phil.-histor. Kl. 1931/32. 2. Abli. 6
 
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