Metadaten

Brinkmann, Carl; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1931/32, 3. Abhandlung): Der Nationalismus und die deutschen Universitäten im Zeitalter der deutschen Erhebung — Heidelberg, 1932

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.40161#0009
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Der Nationalismus und die deutschen Universitäten.

9

jederzeit auf Gefängnis oder körperliche Züchtigung erkannt wer-
den“ soll. Diese letzte „muß als ein väterliches Besserungsmittel
angesehen, sie muß im Gefängnisse in Gegenwart der Vorgesetzten
vollstreckt und von diesen mit den nötigen Ermahnungen begleitet
werden. Überhaupt ist dafür zu sorgen, daß vernünftiges Ehr-
gefühl des Bestraften dadurch nicht gekränkt, sondern derselbe so
behandelt werde, als wenn er sich noch auf einer niedern Schule
und in den Jahren befände, wo Züchtigungen, welche Eltern oder
Lehrer veranlassen, in der Folge zu keinem Vorwurfe gereichen
können. Wenn körperliche Züchtigung nicht für eine dem Ver-
brechen angemessene Strafe zu achten wäre, sondern auf Todes-
strafe erkannt werden müßte, so verbleibt es solchenfalls bei den
im Allgemeinen Landrechte enthaltenen Vorschriften“. Zur vor-
läufigen Kennzeichnung der Umwelt, in der hier das liberale Kabinett
der Suarezschüler Mencken und Beyme dermaßen drakonisch vor-
ging, hebe ich noch hervor, daß die, offenbar zum Ersatz des
Karzers, „auf jeder Akademie zu errichtenden Gefängnisse“ zwar
mit der gesundheitlich notwendigen Heizung und Lüftung aus-
gestattet werden sollten, gleichzeitig aber „durch öftere unver-
mutete strenge Visitationen vorgebeugt, daß der Gefangene weder
Bücher, Schreibmaterialien, musikalische Instrumente noch sonst
irgend etwas erhalte, was ihm zum Zeitvertreib gereichen könnte.“
Erst in zweiter Reihe werden Tabak- und Alkoholgenuß im Ge-
fängnis verboten.
Wie sah die studentische Jugend aus, gegen die sich diese
Universitätsreform richtete ? Wir erfahren wenigstens etwas davon
aus fast dem gleichen Zeitpunkt und zwei der betroffenen Uni-
A^ersitäten, Halle und Frankfurt a. d. 0., in den kürzlich neu ver-
öffentlichten Universitätsbriefen eines der Führer der späteren
deutschen Freiheitsbewegung, des Turnvaters Jai-in8. Sie sind nur
ein winziger Bruchteil aus der verwirrenden Fülle von universitäts-
geschichtlichen Nachrichten, die namentlich die Autobiographie
der späteren Corps und Burschenschaften zutage gefördert hat.
Aber deren ganzes, im übrigen höchst verdienstvolles Schrifttum
ist schwierig und mit Vorsicht zu benützen, weil es die Vorzeit der
später so genannten Studentenverbindungen in der Regel aus-
schließlich nach den Gesichtspunkten und Gegensätzen dieser auf-
faßt und dabei, wie gleich erhellen wird, die großen Grundzüge
8 W. Meyer, Die Briefe F. L. Jahns (Quellenbücher der Leibesübungen
■cd. M. Schwarze u. W. Limpert 5, Dresden [1930]) 2ff. mit 493f.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften