Metadaten

Brinkmann, Carl; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1931/32, 3. Abhandlung): Der Nationalismus und die deutschen Universitäten im Zeitalter der deutschen Erhebung — Heidelberg, 1932

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.40161#0024
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
24

Carl Brinkmann:

(2 Bde., Göttingen 1801 f.) schrieb, urteilt nicht viel anders (2, 309):
„Wenn es aber bei gehörigem Ernst nicht so gar schwer ist, Stu-
denten-Orden zu entdecken, woher kommt es dann, daß auf den
meisten Universitäten die notorisch bestehenden Orden nicht ent-
deckt werden ? •— Der Hauptgrund liegt in den Gesetzen der hohen
Schulen selbst. Diese Gesetze sind im ganzen zu hart. Sie unter-
scheiden weder die Gefährlichkeit der verschiedenen Orden noch
die Schuld der verschiedenen Mitglieder eines Ordens so genau, als
sie unterschieden werden sollten. Die akademischen Obrigkeiten
scheuen sich, Inquisitionen gegen Orden anzufangen, freilich mit
aus Furcht, durch die Antastung Eines Ordens alle übrige ähnliche
Verbindungen gegen sich aufzubringen, gewiß aber auch deswegen,
weil man nicht so viele junge Leute auf einmal unglücklich machen
will.“ Und später (2, 380 ff.): ,,So lange es Stände giebt, in welchen
nach dem Urteile des großem und bessern Teils des Publikums
kein Richter für gewisse zugefügte Beleidigungen hinlängliche Ge-
nugtuung verschaffen kann, wo vielmehr die Genugtuung, welche
der Richter von dem Beleidiger erzwingen könnte, die Schmach des
Beleidigten nur noch vermehren würde: so lange das größere und
bessere Publikum Beleidigungen anerkennt, die nicht einmal durch
die Reue und Abbitte des Beleidigers, sondern einzig und allein
durch einen mit gleichen Waffen geführten Zweikampf ausgelöscht
werden können: so lange endlich das größere und bessere Publikum
die Studierenden auf hohen Schulen zu den Ständen rechnet, unter
welchen man wegen gewisser Beleidigungen vor keinem Gerichte
hinlängliche Genugtuung erhalten kann; so lange ist es nicht mög-
lich, Zweikämpfe unter den Studierenden abzuschaffen; auf meh-
reren katholischen Universitäten werden Studierende entweder als
Schüler oder als geistliche Personen betrachtet; und auf solchen
Universitäten sind Zweikämpfe unter Studierenden unbekannt.
Man würde sehr übereilt schließen, wenn man aus dergleichen Bei-
spielen folgern wollte, daß man Duelle auch auf den protestanti-
schen hohen Schulen abschaffen könne, wo die Studierenden sich
in einem ganz anderen Lichte betrachten und von dem Publico in.
einem andern Lichte betrachtet werden. Wenn es aber auch mög-
lich wäre, Duelle auf Universitäten ganz abzuschaffen, so glaube
ich mit unserm Michaelis, daß man es um des gemeinen Bestens
willen nicht tun sollte. Die Furcht, sich blutige Händel zuzuziehen,
macht die jungen Leute bescheidener, vorsichtiger und höflicher,
als sie sonst sein würden.“ Meiners tadelt besonders die strengen
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften