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Güntert, Hermann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1932/33, 1. Abhandlung): Labyrinth: eine sprachwissenschaftliche Untersuchung — Heidelberg, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.40163#0028
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22

Hermann Güntert:

wort» camox (vgl. zum Suffix esox) «Steinbock, Gemse», althoch-
deutsch gamiza «Gemse», das seither ganz isoliert war; der Wechsel
von c:g, der auf stimmlose Lenis deutet, ist auch für Wörter des
Alpengebiets bezeichnend.
28. Griech. πλίνθος «Ziegelstein» zeigt das verräterische -νθ-
Suffix; es kehrt wieder in englisch flint «Feuerstein», dänisch flint
«Stein», mittelniederd. vlint-sten, ausländisch flettu-griot, schwedisch
flinta, neuhochd. Flinte urspr. «Waffe mit Feuerstein-Hahn». Aber
diese germanischen Formen weisen auf altes, vorgermanisches
*plindo-: gerade in diesem uns schon wohlbekannten Wechsel des
Suffixes -intho-: -inclo- (s. o. § 2) sehe ich den zweiten Beweis für
unindogermanische Herkunft des Worts.1 Mit Unrecht hat man das
lautlich vieldeutige, in der Bedeutung ganz abstehende altind. pincla-
«Klofi» heranziehen wollen. Es gibt nun aber eine alte Nebenform
mit «beweglichem s» in altirisch slind «Ziegelstein, flacher Stein»;
auch im Germanischen haben wir solche .s-Formen, aber mit der
Bedeutung «Holzsplitter, Holzstecken» z. B. in nhcl. Splint «Weih-
holz», schwed., dän. splint «Holzkeil», englisch splinter «Holzstecken»,
dän. splind «Holzsplitter» usw.: mit anderen Worten, hier hat die
Sippe von spalten, splittern, die indogermanisch ist (*sphel~), nach-
träglich und volksetymologisch eingewirkt. Flint aber bedeutet
«Feuerstein», und damit haben wir ein für die Neuzeit wichtiges
Wort als vorindogermanisch nachgewiesen.
2i). Für das Phrygische ist uns γίσσα «Stein» bezeugt2, das
bereits Fick (BB 24, 301) mit ahd. cliisil, chisilinc «Kiesel», mhd.
Ms «grobkörniger Sand», ags. eiset, ceosel «Sand» verglichen hat;
im Niederdeutschen begegnet auch Geisel, Icesel; man pflegt da lit.
ziezdros «grober Sand» zu vergleichen, das auf *keiz-dJi-ro- hin-
wiese, aber diese Verbindung ist wenig sicher. Ich glaube nicht an
indogermanische Urverwandtschaft, sondern erkenne hier ein vor-
indogermanisches Wort, das m. A. auch in κισσός «Efeu» steckt
(«Steinpflanze»); denn der Vergleich mit altind. sikyam «Schlinge,
Riemen, Tragseil» ist semasiologisch völlig unhaltbar. Mit κίσσα,
κίττα «Gelüst, Verlangen» hat der Efeu vollends nichts zu tun,
eher mit κίσθαρος, κίσθος, κίστος «strauchartiges Gewächs», bei dem

1 Man muß sachlich beachten, daf3 es sehr alten Bergbau auf Feuerstein in
Sizilien, Portugal, Frankreich, Belgien und England gab, s. Ebert Reallex. I, 410.
2 γίσσα γάρ τη Καρών φωνή λίθος ερμηνεύεται, νυν δέ τούς πλακώδεις καί
μαλακώδεις λίθους γίσσα λέγομεν, Steph. Byz. s. ν. Μονογισσα.
 
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