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Hermann Guntert:
mit pala oderpalea «Spreu»,palear «Wamme» hatpalatum «Gaumen»
nichts zu schaffen, und es ist unwahrscheinlich, daß die Knochen-
wmlbung des Gaumens nach dem Gaumensegel, der uvula, benannt
wäre. Dazu gehört weiter falere (Varro ling. lat. 3, 5, 14, 16), das
«Steinwölbung, steinerner Unterbau» oder ähnliches bedeutet.1 Bei
unserer Auffassung läßt sich ohne weiteres der Hügel des Palütiuni
in Rom und dieselbe Ortsbenennung bei Beate anschließen; andere
seither vorgebrachten Worterklärungen sind unwahrscheinlich (zu
palus «Pfahl» oder der Göttin Pales). Von Palatium kommt dann
Palatinus und das deutsche Pfalz. Dem etruskischen f- entspricht
lateinisch p wie oft (z. B. persona: etrusk. yersnyjia). Nun deuten
ahd. altsächs. felis «Fels» auf ein germanisches *falisa; altfranz.
fal(e)ise, neufranz. falaise «Klippe» weisen auf ein keltisches *falisia.
Da aber im Gallischen anlautend p- abfiel, sind altirisch all, gen.
aille «Klippe, Stein» verwandt, und dem germanischen *falisa) falisia
entspricht der Name der bekannten Feste echtgallisch Älisia. Folg-
lich muß fal(e)ise germanisches Lehnwort im Gallischen sein. Der
Zusammenklang der Stämme german. falis-: gallisch (p)alis-: etrusk.-
latein. Falis-[ci kann nicht überhört werden, und da jene Formen
πέλλα, Πελλήνη doch wohl aus πελσ- herzuleiten sind, werfe ich
die Frage auf, ob nicht der vielgedeutete Name der Πελασ-γοί eben-
falls hier angeschlossen werden muß. Denn ich kann mich nur
schwer für eine alte, ursprünglich griechische Grundform ^Πελαγ-
σκοί entscheiden, sondern sehe in ihr, wie in der Form Πελαγόνες
nur volksetymologische Umbildung mit Anklang an πέλαγος.2 Auch
πέλας mag dabei mitgespielt haben, heißt doch ή των πέλας «Nachbar-
land». Sachlich ist es wenig wahrscheinlich, daß die «Pelasger»,
wie die Griechen stets die rassefremden Urbewohner nannten, einen
indogermanischen Namen haben sollten; auch von der Seite der
Wortbildung her ist eine Ableitung *1 Ιελαγσ-κοί (wie μίσγω aus *μίγ-
σκω zu μιγήναί.) neben Πελαγ-όνες nicht gerade sehr glaubhaft. Bei
unserer Auffassung, wo also πέλαγος und πέλας nur Volks ety-
mologisch hereinspielen, sind die Πελασγοί wie die Faliscer Ab-
leitungen von vorindogermanisch *pehs- «Stein».
1 S. dazu F. Müller Philol. 74, 461 ff.
2 Sollte trotz aller Bedenken diese Deutung sich bewähren (vgl. J. Beloch
Forsch, z. alt. Gesch. I, 1 f.; Griech. Gesch. I, 2, 45 f.), dann müßte ich aber die
Πελασγοί als «Seeleute, Meerfahrer» auffassen, nicht als «Bewohner der Ebene»
(von Larisa in Thessalien).
Hermann Guntert:
mit pala oderpalea «Spreu»,palear «Wamme» hatpalatum «Gaumen»
nichts zu schaffen, und es ist unwahrscheinlich, daß die Knochen-
wmlbung des Gaumens nach dem Gaumensegel, der uvula, benannt
wäre. Dazu gehört weiter falere (Varro ling. lat. 3, 5, 14, 16), das
«Steinwölbung, steinerner Unterbau» oder ähnliches bedeutet.1 Bei
unserer Auffassung läßt sich ohne weiteres der Hügel des Palütiuni
in Rom und dieselbe Ortsbenennung bei Beate anschließen; andere
seither vorgebrachten Worterklärungen sind unwahrscheinlich (zu
palus «Pfahl» oder der Göttin Pales). Von Palatium kommt dann
Palatinus und das deutsche Pfalz. Dem etruskischen f- entspricht
lateinisch p wie oft (z. B. persona: etrusk. yersnyjia). Nun deuten
ahd. altsächs. felis «Fels» auf ein germanisches *falisa; altfranz.
fal(e)ise, neufranz. falaise «Klippe» weisen auf ein keltisches *falisia.
Da aber im Gallischen anlautend p- abfiel, sind altirisch all, gen.
aille «Klippe, Stein» verwandt, und dem germanischen *falisa) falisia
entspricht der Name der bekannten Feste echtgallisch Älisia. Folg-
lich muß fal(e)ise germanisches Lehnwort im Gallischen sein. Der
Zusammenklang der Stämme german. falis-: gallisch (p)alis-: etrusk.-
latein. Falis-[ci kann nicht überhört werden, und da jene Formen
πέλλα, Πελλήνη doch wohl aus πελσ- herzuleiten sind, werfe ich
die Frage auf, ob nicht der vielgedeutete Name der Πελασ-γοί eben-
falls hier angeschlossen werden muß. Denn ich kann mich nur
schwer für eine alte, ursprünglich griechische Grundform ^Πελαγ-
σκοί entscheiden, sondern sehe in ihr, wie in der Form Πελαγόνες
nur volksetymologische Umbildung mit Anklang an πέλαγος.2 Auch
πέλας mag dabei mitgespielt haben, heißt doch ή των πέλας «Nachbar-
land». Sachlich ist es wenig wahrscheinlich, daß die «Pelasger»,
wie die Griechen stets die rassefremden Urbewohner nannten, einen
indogermanischen Namen haben sollten; auch von der Seite der
Wortbildung her ist eine Ableitung *1 Ιελαγσ-κοί (wie μίσγω aus *μίγ-
σκω zu μιγήναί.) neben Πελαγ-όνες nicht gerade sehr glaubhaft. Bei
unserer Auffassung, wo also πέλαγος und πέλας nur Volks ety-
mologisch hereinspielen, sind die Πελασγοί wie die Faliscer Ab-
leitungen von vorindogermanisch *pehs- «Stein».
1 S. dazu F. Müller Philol. 74, 461 ff.
2 Sollte trotz aller Bedenken diese Deutung sich bewähren (vgl. J. Beloch
Forsch, z. alt. Gesch. I, 1 f.; Griech. Gesch. I, 2, 45 f.), dann müßte ich aber die
Πελασγοί als «Seeleute, Meerfahrer» auffassen, nicht als «Bewohner der Ebene»
(von Larisa in Thessalien).