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Güntert, Hermann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1932/33, 1. Abhandlung): Labyrinth: eine sprachwissenschaftliche Untersuchung — Heidelberg, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.40163#0039
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Labyrinth.

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schwert die an sich schon schwierige Aufgabe und schafft neue Mög-
lichkeiten. So brachte unsere Untersuchung nicht nur eine Anzahl
neuer Worterklärungen, sondern, was viel wichtiger ist, es zeigte
sich eine Sinn- und Wortgruppe, bei der nichtindogermanische Wort-
herkunft von vornherein aus sachlichen Gründen wahrschein-
lich ist. Zwar weiß man längst, insbesondere durch Kretschmers
und Ficks Arbeiten für das Griechische, durch die W. Schutzes,
Herbigs und anderer Forscher für das Lateinische, wie stark die
vorindogermanischen Sprachen auf das Griechische bzw. Latein im
Wortschatz und sonst einge\virkt haben. Für uns aber war es
besonders wichtig, zu betonen, daß solcher Einfluß auch
bis Mittel-, West- und Nordeuropa reicht und in vor-
geschichtlicher Zeit erfolgt sein muß. Dabei habe ich beson-
ders die Träger der sog. Megalithkultur in der jüngeren
Steinzeit im Auge, die für die Geschichte der keltischen
und germanischen Kultur von größter Bedeutung sind.
44. Ein Hauptmittelpunkt dieser Megalithkultur war Spanien und
Westfrankreich; von hier strahlte sie nach der Bretagne, den briti-
schen Inseln und nach Südschweden und den dänischen Inseln aus;
andrerseits ist sie mit der alten vorindogermanischen, «pelasgisch»-
ägäisch-minoischen Kultur verbunden. Besonders bezeichnend für
diese westeuropäische Megalithkultur sind runde Gewölbe mit
überkragenden Decksteinen für Wohn- und Gräberbau und
türm artige, mehrstöckige Stein bauten. Denn was für die
«Burgen» von Tiryns und Mykene und für die «Kuppelgräber», für
die Steinbauten von Orchomenos und Midea bezeichnend ist, findet
sich archäologisch wieder in den «Nuragen» Sardiniens und den
Steindenkmälern von Malta, aber weiter auch in den Carnacs, den ge-
waltigen Gräberbauten der Bretagne, und in Felsmälern und Stein-
anlagen in England (z. B. Stonehenge) und Irland (z. B. New Grange).
Das ist der geschichtliche Hintergrund, von dem aus
unsere Wortgleichungen gewertet und verstanden
werden müssen. Es ist mit aller Bestimmtheit auszu-
sprechen, daß diese Megalithvölker keine Indogermanen
gewesen sein können, was übrigens schon Schräder sehr
richtig betont (Beallex. d. idg. Altertumsk. II, 1929, 473), indem er
auf folgende zwei Tatsachen hin weist: «Erstens . . ., daß diese Stein-
gräber, von den altgermanischen Ländern abgesehen, gerade da Vor-
kommen, wo wir uns von Haus aus nichtindogermanische Völker
vorstellen müssen, und da nicht Vorkommen, wo die uralte An-
Sitzungsberichte der Heidelb. Akademie, phil.-hist. Kl. 1932/33. 1. Abh. 3
 
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