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Güntert, Hermann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1932/33, 1. Abhandlung): Labyrinth: eine sprachwissenschaftliche Untersuchung — Heidelberg, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.40163#0040
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Hermann Güntert:

Wesenheit von Indogermanen, wie z. B. in Mittel- und Süddeutschland,
in Österreich, Norditalien, Polen sicher bezeugt ist. Zweitens
wäre hervorzuheben, daß das Verbreitungsgebiet dieser Steingräber
sich im wesentlichen mit der Heimat anderer megalithischer Bauten
wie der Menhirs, Cromlechs, Steinsetzungen usw. deckt, die, wie man
nicht leugnen kann, alle sehr befremdlich in das hereinragen, was
wir von altindogermanischer Kultur wissen.» Schräder aber sah
noch nicht, daß hier geradezu eine Kernfrage der indo-
germanischen Altertumskunde liegt, insofern die ver-
schiedenartige Auseinandersetzung der Indogerma-
nen mit diesen Megalithvölkern die Geschichte der
meisten indogermanischen Völker und Kulturen in
Europa überhaupt erst erklärt. Auch ist seine Bemerkung
über Deutschland noch viel zu farblos, um wirklich zu fördern. An
anderer Stelle suche ich die germanischen Verhältnisse genauer dar-
zulegen.1 Hier genüge es, auf die weltgeschichtliche Bedeutung dieser
Probleme nachdrücklichst aufmerksam zu machen.
45. Was Schräder aaO. über die «Menhire» und «Cromlechs»
sagt, ist durchaus zutreffend, insofern oft in oder an den Kuppel-
gräbern sehr hohe Steinsäulen, oft Monolithe, sich finden, die auch
in der Mitte von Steinkreisen Vorkommen. Solche Steinsäulen finden
sich wie in England, so auf Malta und überhaupt im Mittelmeer-
gebiet; die ägyptischen Obelisken stammen ebenso von diesem Typus
des Menhirs ab wie die Grabstelen der Griechen. Es handelt sich
um einen Seelenthron oder Seelensitz, vor dem Opfer dargebracht
wurden, wie es u. a. der bekannte kretische Sarkophag von Plagia
Triada zeigt. Cromlechs aber sind mit Steinen umsäumte heilige
Kultstätten, die unmittelbar bei Grabanlagen sich finden und zu
religiösen Handlungen, namentlich Tänzen, dienten. Öfters führen,
wie in Stonehenge, lange Steinstraßen, Fest- und Prozessionswege
zu den Steinheiligtümern; daher stammt die ägyptische, heilige, von
Löwen, Widdern usw. flankierte Gräberstraße.
46. Strittig ist nur in den Kreisen der Prähistoriker noch die
Art der Verbindung jenes westlichen Mittelpunkts der Megalith-
kultur in Spanien und Frankreich mit den östlichen Mittelmeer-
gebieten. Schuchhardt, der sich um die Erforschung der Megalith-
kultur die größten Verdienste erworben hat, ist der Ansicht, daß
1 Vorläufig in der Zeitschr. f. deutsche Bildung 8, 1932, 1 ff.; genauer in
dem Buch «Der Ursprung der Germanen», München 1932. Prähistoiisch ist hier
grundlegend das Buch von E. Wahle, Deutsche Vorzeit, Leipzig 1932.
 
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