Metadaten

Güntert, Hermann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1932/33, 1. Abhandlung): Labyrinth: eine sprachwissenschaftliche Untersuchung — Heidelberg, 1932

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.40163#0043
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Labyrinth.

37

auch schon nicht einheitliche Bevölkerung von Jägern und Fischern,
die auf der Kulturstufe der «höheren Sammler» stand. In deren
Gebiet setzten sich an den Küstenstrichen West- und Nordeuropas
Völker der Megalithkultur fest und unterwarfen sich diese Stämme.
Sie bauten ihre großen Steinmausoleen für ihre Ahnen und waren
ein ausgeprägtes, herrisches Adelsvolk. Die Herren auf den Burgen
von Mykene, Tiryns, Midea, die «Lapithen» in Thessalien vertreten
dieselbe Art eines willensstarken, mächtigen Adels im Süden.
50. Es ist sehr begreiflich, daß er sich nach seinen Steinburgen
und Steinbauten selbst geradezu als die «Burgherrn» bezeichnet hat;
denn das war der eigentliche, alte Sinn von τύραννος, einem Wort,
das ja stets «Gewaltherrscher» bedeutet und erst von Alkaios
in die Literatur eingeführt ist. Bei Homer gilt κοίρανος, ein Wort,
das eigentlich den «Heerführer» bezeichnet. Τύρσις, τύρρις war ein
vorgriechisches Wort für «Burg»; vgl. die Hesychglossen τύρρις ·
πύργος, έπαλξής, προμαχών und τύρσος · το έν ύψει. οίκόδημα. Die vor-
griechische Herkunft beweist der lydische Ortsname Τύρσα, Τύρρα;
von dieser Stadt stammen Gyges und die lydischen Mermnaden, es
war also eine wichtige Residenz.1 * * * Dazu stellt sich Τυρσ-ανοί, Τυρρ-
ήνοί, altumbrisch turs-ku-m numem, neuumbrisch tus-co-m nome
etruscum nomen5 latein., E-trus-ci, E-trur-ia (mit «ägäischem», prothe-
tischem e), Tus-ci (vgl. Toskana)·, in den Turusa, die in ägyptischen
Inschriften neben Buka («Lykier»), Aqaiwasa («Achäer»), Sakarasa
(«Sikuler»), Sirdanu («Sardinier») genannt werden, kehrt der Name
wieder; das s meint tatsächliches s nach ägyptischer Schreibweise:
Turusa ist Tursa. Aber eben diese alte Form Tursa-, von der das
umbrische turs-ku- und die Τυρσ-ανοί erst weitergebildet sind, liegt
einem germanischen Wort für «Riese» zugrunde: althochd. thur(i)s,
dur(i)s, mittelhochd. turse, türse, angelsächs. pyrs, altnord, purs, puss
«Bergriese», norweg. (dial.) tusse «Kobold», schwedisch, dän., norw.
hiss «Berggeist, Gnom», «Tor, Dummkopf». Diese schon von Jakob
Grimm aufgestellte Gleichung bestätigt sich durch unsere sprachlichen
Sachforschungen durchaus. Ich erinnere nur an die Bezeichnungen
«Riesenstuben», «Hünengräber», dänisch jättestuer «Riesenstuben»,
1 Τόρρανος" από Γύγοο, ος εστιν άπό Τύρρας πόλεως Λοδιακης, τοραννίσαντος
εν abvTj πρώτον (Etym. Gudian.), Τορρηνία' άπό Τορρηνοΰ τόρρανος έκλήθΎ) (Stepli.
Byzant.). Statt τορα schreiben die Griechen volksetymologisierend lydische Orts-
namen als Γρ’.ρ.ενο-9·ϋρα, Τημενο-θ'ορα (griech. 9·ύραι «Tür»!). Neben τύραννος
ist (T)άναξ wichtig, doch wohl (trotz Meringer WS 9, 114) auch unindogermanischer
Herkunft (vgl. altphryg. [Dat.] vcinaktei)., weil es den Großgrundbesitzer bedeutet.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften