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Güntert, Hermann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1932/33, 1. Abhandlung): Labyrinth: eine sprachwissenschaftliche Untersuchung — Heidelberg, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.40163#0047
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Labyrinth.

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hacke», lit. skeliu «spalte», skalä «Holzspan», altirisch scailim «zer-
streue, breite aus» usw.) volksetymologisch angeknüpft wurde, weshalb
althochd. scala, angels. scealu «Schale, Hülse» bedeutet; die ältere,
auf «Stein» hinweisende Bedeutung liegt aber vor in got. skalja
«Ziegelstein», angels. scyll, altnord. sJcel «Muschelschale», altbulgar.
skohko «Muschel», skala «Stein, Fels», wozu ferner lat. silex (s. o.
§ 36 mit Anm.). Auch bei der Sippe Flint: Splint fanden wir
dieses Bestreben, das fremde Wort an heimisches Sprachgut anzu-
gleichen. Die alte Form ohne das s-, das erst infolge dieser Ver-
mischung mit indogerm. skel- aufkam, also dieselbe wie in lat. calc-,
griech. χαλί,κ-, keltisch celicn, sehe ich in dem ursprünglichen Femi-
ninum zu skalks, das ich in gotisch Dat. plur. kalkjöm (Luc. 15, 30)
«den Huren» wiedererkenne, wozu kalkinassus «Hurerei» gehört.
54. Im Lateinischen bedeutet das völlig isolierte later, lateris «Ziegelstein»;
latr-o, latr-önis aber ist «der Mietling, Solddiener, Trabant», dann «Freibeuter»
und «Straßenräuber», daran schließt sich griechisch λάτρ-ις, λατρ-εύς «Lohn-
arbeiter», λάτρ-ον «Sold, Lohn» an. Nun gibt es ein etruskisches Wort mit den
Endungen lavtni, lavtun, lavtunuis, lautunis, lautuni, das etwa «Familie» oder
doch irgendeine soziale Gruppe bedeuten muß, weil vel&ur caspres lautni unge-
fähr «Veithur von Caspres Familie» oder «Caspres Freigelassener» meint. Somit
treffen wir hier lau-t- an, eine Ableitung von lau- «Stein» wie lavran, lauran
(s. o. § 11), und andererseits erinnert Trombetti, wohl mit Recht, an λήιτον, λάϊτον
«Stadthaus». Vermutlich schließt sich also dies etruskische lavtni enger an λαός
«Volk» an; selbst lat- in later, latr-o könnte vielleicht dazu gehören, da Wechsel
von au und a eine oft beobachtete Vokalalternation westägäischer Sprachen ist:
etruskisch lavran : laran, aufle : afle, raufe ·. rafe, illyrisch Taulantioi : Talantioi,
Δαοόρσιοο : Δάρσιοι usw. (s. Jockl bei Ebert Reallex. 6, 42). Doch soll diese
Auffassung von later nur eine bloße Vermutung und Anregung sein für weitere
Forschung, da auch die Sippe von λάτρον noch keine befriedigende Deutung er-
fahren hat (s. sehr Fragliches bei Boisacq Dict. et. 560) und andererseits die
Parallele zu unserer Deutung von λαός und skalks auffällig genug sich bietet.
55. Von der sprachlichen Seite hat sich uns die prähistorische
Verbindung von vorindogermanischen, nichtsemitischen Megalith-
völkern ergeben, die von Kleinasien ausgehend zur See westwärts
über Kreta, griechische Inseln, Kreta, Malta nach Griechenland,
Illyrien, Italien, Sizilien, Sardinien, Nordafrika nach Spanien in vor-
geschichtlicher Zeit gekommen sind. In Spanien und dann in West-
frankreich war eine besonders hohe Blüte dieser durch Steinmäler
bezeichneten Kultur entstanden. Von hier sandte sie Ableger nach
der Bretagne und nach den britischen Inseln und erreichte in letzten
Ausläufern schließlich das Gebiet des heutigen Dänemarks und Süd-
schwedens, die Keimzelle des sog. «nordischen Kulturkreises». Diese
 
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