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Güntert, Hermann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1932/33, 1. Abhandlung): Labyrinth: eine sprachwissenschaftliche Untersuchung — Heidelberg, 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.40163#0046
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40

Hermann Güntert:

Personen- und Ortsname etwas Bezeichnendes ist (Herbig bei Pauly-
Wissowa 1 2XII, 767). Somit sind die λα./οί m. A. die «Steinburgleute,
die Vasallen der Burgherren», und das Wort meint dasselbe, was
nach unserer obigen Deutung die lateinischen Laurentes Lavinates
ursprünglich besagten (s. o. § 12). Wenn die moderne Wissenschaft
den künstlichen Namen «Megalith-völker», «Megalith-leute» geprägt
hat, so beruht das bedeutungsmäßig auf demselben Sinn. Ein
lydischer Name für den Herrn der λάοί scheint in der Glosse λαι-
λας · ό τύραννος ύπο Αυδών Hes. zu stecken: etwa *lä-ila, *ΙάψϊΙα-\
zum Suffix und der Bedeutung vgl. die eben besprochenen Trmm-iliP
53. Diese λ&οί wurden die Untertanen der siegreichen Indo-
germanenstämme. Auf Grund dieser Erwägung scheint mir ernst-
licher Prüfung wert, ob nicht ein noch völlig ungedeutetes keltisch-
germanisches Wort für «Sklave, Arbeiter, Knecht» in unserem Sinn-
zusammenhang sich verstehen läßt; ich meine got. skalks «Diener,
Knecht», skalkinon «dienen», althochd. skalch «Diener», Dienstmann»,
neuhochd. Schalk (Luther «Schalksknecht»), altsächs., altfries. skalk,
angelsächs. scealc, altnord, skalkr «Diener», dann «niedrige Person»
(als Schimpfwort gebraucht), altdänisch skalk «Schurke», schwed.,
norweg. skalk «Schelm», mittelniederd. schalk «Diener, Mensch mit
untreuem, unzuverlässigem Sinn, Spitzbube», holländ.schalk «Schelm;
hinterlistig, falsch». Dazu mittelhochd. schelken, altnord, skelkja.
«schmähen». Wie man sieht, paßt der verächtliche Nebenton, der
dem Wort anhaftet, ausgezeichnet zu der Auffassung, es handle
sich hier um eine Bezeichnung der von den Indogermanen be-
zwungenen «Megalith-leute», genauer der Steinarbeiter, welche die
Megalithbauten herstellten. Die Bedeutungsentwicklung Aväre hier also
eine etwas andere als bei λαοί. Es reiht sich an altirisch scoloc
«Erdarbeiter (!), Diener». Somit stelle ich das Wort zu got. skalja
«Ziegel» (vgl. sachlich κέραμος und πλίνθος), in dem ich ein zu vor-
indogermanisch kal- «Fels, Stein» (in calx, χάλιξ, keltisch celic-no-n,
gotisch kelik-n «Turm» usw., § 35) gehörendes Wort sehe, das an
die heimische Wortsippe von skel- «spalten» (in altnord, skilja
«spalten», angelsächs. scylian «trennen», griech. σκάλλω «scharre,
1 Nur erwähnen will ich, daß ich auch im Namen von Odysseus’ Vater,
Λαέρτης, *Α.αέρτιος, wovon Λαερτιάδης abgeleitet ist, eine Ableitung von lüuar-
«Stein» im Sinn von τύραννος oder λαίλας sehe. Laertes heißt einfach «Herr-
scher», genau wie Πρίαμος. Auch die Namen Όδυσσεύς : TJlixes und Ιθάκη sind
unindogermanisch. *Αα/ερ-τιος vgl. man mit λίθος Λάρτιος (s. ο. §8); Λαέρτης
heißt auch ein Ort in Kilikia tracheia (Strabon 14, 669).
 
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