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Fraenkel, Eduard; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1932/33, 2. Abhandlung): Das Pindargedicht des Horaz — Heidelberg, 1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.40164#0023
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Das Pindargedicht des Horaz.

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IV 4, pindarisiert in ganz wesentlichen Zügen* 1 2. So scheint es denn
fast, als verleugnete Horaz mit Pindarum quisquis studet aemulari
ein Element seiner eigenen Dichtung. Aber es scheint nur so. So
wie er seine Worte setzt, kann ihm niemand einen Widerspruch
zwischen dem hier ausgesprochenen Grundsatz und einigen seiner
Gedichte zum Vorwurf machen. Denn zum Pindarum aemulari
hatte er allerdings niemals weder Neigung noch Anlaß. An ein
aemulari2 denkt er ja auch nicht im Hinblick auf Alkaios, dessen
Aeolium carmen weiterzuführen er sich doch immer wieder rühmt.
aemulari., das hieße ja nicht nur es dem anderen gleichtun wollen,
sondern streben sich selbst an dessen Stelle zu setzen, seinen Rang
und seine Ehre für sich allein beanspruchen. Ein solches Pindarum
aemulari hat selbstverständlich keiner, mag man nun an Julius
oder an irgendeinen anderen vornehmen Literaturfreund aus dem
Kreise des Augustus denken, keiner von denen, die den Horaz zu
einem pindarisierenden Epinikion für den Triumph des Princeps
anregen wollten, ihm auch nur einen Augenblick lang zumuten
können. Was man vielmehr wünschen und erwarten durfte, das
mag uns das Beispiel eben des Epinikion für Drusus (IV 4) deutlich
machen, wenn es damals auch ein genau entsprechendes horazisches
Gedicht noch nicht gab. An sich lag es nahe genug an Horaz mit
solchen Anregungen in dem Augenblick heranzutreten, wo man die
baldige Rückkehr des siegreichen Herrschers und seinen Triumph
voraussah. Im Vorjahr hatten die gewaltigen Begehungen der
Saecularfeier in dem nach uralten heiligen Riten vorgetragenen
Monumentalhymnus des Horaz ihre Krönung, ja recht eigentlich
erst ihre tiefere Deutung und geistige Verklärung gefunden. Damit
war das Lied des Venusiners aus der Abgeschiedenheit eines bloßen
Buchdaseins hinausgetreten in die Öffentlichkeit und den Glanz des
römischen Staatsfestes. Es war kein schlechter und kein des Dich-
ters unwürdiger Gedanke, wenn man ein Weitergehen auf dieser
Bahn erhoffte. Horaz aber wehrt sich mit aller Kraft gegen der-
artige Pläne; er übertreibt daher das Ansinnen, gegen das er sich
hin’) verdientermaßen durchgesetzt, vgl. außer Heinzes letzten Ausgaben
auch Pasquali, Orazio lirico 779.
1 Dafür genügt hier der Hinweis auf Heinzes Einleitung zu IV 4 und
auf die Darlegungen von Wilamowitz, Sapphou. Sim. 320 f. und von Pas-
quali, Or. lir. 764ff.
2 Über die Bedeutung von aemulus, aemulari und ihre Beziehungen zu
ζήλος ist die ausgezeichnete Darlegung von Pasquali, Orazio lirico 120ff., zu
vergleichen.
 
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