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Schwerin, Claudius; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1932/33, 3. Abhandlung): Rituale für Gottesurteile — Heidelberg, 1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.40165#0024
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Claudius Frh. v. Schwerin:

so ergibt sich als ursprüngliche Reihenfolge: Schilderung des
Ordalhergangs und anschließend Text der coniuratio acjuae und
der adiuratio hominis. Umso auffallender ist demgegenüber die
schon oben berührte Tatsache, daß die adiuratio ad homines in
allen Ordines an der ihr zukommenden Stelle eingeschoben ist.
Das bisher gewonnene Bild rundet sich ab, wenn man auch
die historische Notiz über die Herkunft des Kaltwasserordals in
den Kreis der Betrachtung zieht. Diese geht in A 14, 15, 16 und
20 der adiuratio hominis voraus. Sie folgt in allen Ordines, die
diese enthalten, der coniuratio aquae nach. Diese Stellung deutet
darauf hin, daß sich an die coniuratio aquae zunächst der histori-
sche Bericht anschloß. Später hat man dann die adiuratio hominis
an ihn angefügt, in einigen Ordines aber (A 18 und 19) hinter die
coniuratio aquae und vor ihn eingeschoben. Auch dies wieder ein
Indiz für die spätere Zufügung dieser adiuratio.
Auf Grund der vorstehenden Ausführungen halte ich die
folgende Rekonstruktion des Kaltwasserrituals als die einer Vor-
stufe der handschriftlichen Überlieferung zwar nicht für bewiesen,
aber für in hohem Maße wahrscheinlich. Ich betone dabei noch
einmal, daß sie eine Rekonstruktion nicht der einzelnen Text-
worte, sondern des Inhalts sein soll.
Gum homines vis mittere in aqua frigida ad probationem ita
facere debes. Accipe illos homines, quos voluntatem habes mittere
in aqua et duc eos in ecclesia et fac eos ad ipsam missam offere.
Expleta missa faciat sacerdos aquam benedictam et accipiat
aquam benedictam et vadat ad Illum locum, ubi homines proha-
buntur. Post coniurationem aquae exuat illos vestimentis eorum
et faciat eos per singulos osculare sanctum evangelium et crucem
Christi. Es post haec de ipsa aqua benedicta aspergat super unum-
quemque hominem et proiiciat eos statim per singulos in aqua.
Haec autem omnia facere debeat ieiunus, neque illi antea come-
dant, qui ipsos mittunt in aqua.
An diese Vollzugsanweisung' schlossen der Text der Coniuratio
und die historische Notiz an.
Bei dem hypothetischen Charakter mancher der im Voraus-
gehenden Amrgetragenen Meinungen ist eine Zustimmung zu allen
Einzelheiten nicht zu erwarten. Aber auch bei Anerkennung des
Wesentlichen, der Annahme nämlich weitgehender Interpolationen
und Veränderungen, wird mit gutem Grund die Frage nach deren
Ursache aufgeworfen werden können. Sie zu beantworten, ist
 
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