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Schwerin, Claudius; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1932/33, 3. Abhandlung): Rituale für Gottesurteile — Heidelberg, 1933

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https://doi.org/10.11588/diglit.40165#0054
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54

Claudius Frh. y. Schwerin:

Unterschieden der überlieferten Fassungen ist der wichtigste das
Fehlen der Kommunion beim Feuerordal.
Aufs engste verwandt sind dagegen die typischen Rituale für
Eisenprobe und Kesselfang. Fraglich ist nur, ob eines der beiden
Rituale Vorbild für das andere ist und welches. Was die erste
Frage anlangt, so könnte man daran denken, zu erwägen, ob nicht
beide Rituale eine gemeinsame Quelle haben. Aber diese Art der
Beziehung der Rituale scheidet aus, weil eine gemeinsame Quelle,
also ein Ritual, das nicht für Eisenprobe oder Kesselfang, sondern
für Feuerordal schlechthin Geltung hätte, nicht denkbar ist. Die
Verwandtschaft kann daher nur auf Ableitung beruhen. Von hier
aus spricht zunächst die Häufigkeit des Vorkommens überhaupt
für die Priorität des Rituals der Eisenprobe. Aber bei genauerem
Zusehen gewinnt doch das Kesselfangritual den Vorrang.
Dafür ist geltend zu machen die Einzelüberlieferung. Denn
wir haben überhaupt kein vollständiges, allein überliefertes Ritual
der Eisenprobe. A 10 ist, von seinen Eesonderheiten ganz abge-
sehen, durchaus lückenhaft. Sodann findet nur bei dieser Annahme
die Tatsache eine zwanglose Erklärung, daß mit drei Ritualen für
die Eisenprobe die Inquisitus-Einleitung verbunden ist, die nach
dem oben Ausgeführten zum Kesselfang gehört. Endlich zeigen
einzelne, früherer Zeit angehörende Gebete auf das Eisen bezügliche
Interpolationen1, gehen also vom Kesselfang aus und adaptieren
für die Eisenprobe.
Stimmt man dem zu, so hat man es mit drei ursprünglichen
Ritualen zu tun, nämlich für Kaltwasser, Probebissen und Kessel-
fang. Dem entspricht auch die Verteilung der Gebete und Con-
iurationen. Eine Reihe von solchen kommt nur bei Kaltwasser
vor2, eine andere nur beim Probebissen3, sodaß einzelne für be-
stimmte Rituale typisch sind. Erscheinen diese ausnahmsweise
in anderen Ritualen, so ist der Grund der Abweichung wenigstens
zum Teil ersichtlich4. Die Rituale für Eisenprobe und Kesselfang
sind, nach dem Gesagten begreiflicherweise, hinsichtlich dieser

1 So z. B. lb; 3a; 3b. Vgl. überhaupt die Interpolationen in Z 12 und 23.
2 Z'l; 2; 3; 17; 18; 21.
3 Z 6; 11; 19.
4 Verirrt haben sich überhaupt nur Gebete für Kaltwasser, nicht für
Probebissen. Der auch sonst überarbeitete Ordo XV hat Stücke aus dem
Kaltwasserritual für Kesselfang und Eisenprobe verwendet. Warum sich
Z 15 im Cod. Beccensis (A 5) findet, ist nicht klar.
 
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