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Schadewaldt, Wolfgang; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1933/34, 3. Abhandlung): Die Niobe des Aischylos — Heidelberg, 1934

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https://doi.org/10.11588/diglit.40168#0016
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Wolfgang Schadewaldt

Pracht ihrer Kinder,. . und es folgte die Erzählung von Niobes
Vergehen gegen Leto. Man sieht ohne weiteres, die vier undurch-
sichtigen Verse 10—13 scheiden zwei gut zusammenhängende und
völlig durchsichtige Abschnitte der Erzählung von einander; am
Anfang des Fragments 'Niobes Unheil und Schmerz’, am Ende
"Niobes Schuld’. Dies gibt bereits zu denken.
Die bisherigen Versuche, den Mittelteil nach oben und unten
anzuschließen, sind unbefriedigend. Latte schrieb 10 (zu lang für
den Raum) καί νυν und forderte für 12 schlagend richtig einen Gott
als Subjekt. Aber er sagt nicht, wie er den Zusammenhang ver-
steht. Körte (259) schreibt mit Vitelli 10 μάτην und meint, Tan-
talos, der sich vergebens um die Rettung der Tochter bemühen
wird, und Ampliion, dessen Geschlecht göttlicher Zorn vernichtete,
seien im gewissen Sinne Belege für die Gnome 9, daß der Mensch im
Unheil nur noch ein Schatten sei. Aber diese Gnome knüpft doch
deutlich an Niobes geschwundene Schönheit an und schließt also
die Schilderung von Niobes Gram ab. Den Tantalos und den
Amphion mit einzubeziehen, ergäbe eine seltsame Doppelbeziehung
der Gnome und ihre Kraft würde geschwächt. Vielleicht könnte
man dem Vorschlag Körtes mit einer anderen Erklärung bei-
springen, nach der die Verse 10—13 eine Art Fazit aus der Schilde-
rung von Niobes Unheil zögen: 'Bei dieser unlösbaren Lethargie
der Niobe wird Tantalos sie vergebens zu retten suchen, und dazu
hat Phoibos — das wird er dann sehen — auch noch in irgend einem
Groll gegen Amphion das Geschlecht vertilgt’. Das zweite Glied
der Parataxe wäre dann im Sinne des Tantalos gesprochen zu
denken, was wohl nicht ausgeschlossen ist. Aber wie seltsam, daß
bei solcher Beziehung auf Tantalos, die ermordeten Kinder nicht
als seine eigene Nachkommenschaft bezeichnet sind. Je mehr man
sich solche Möglichkeiten verdeutlicht, um so mehr Schwierigkeiten
treten auf. Die Person, die dem Chor Niobes Unheil erzählt, spricht
von 'irgend einem’ Groll des Gottes ? Weiß die Vertraute der Niobe
etwa nicht, was für einen Groll Apollon hegte ? Sie berichtet aber
doch selber von 21 ab über Niobes Vergehen, als Anlaß dieses
Grolls. Ferner: die Sprecherin nennt 12 als Träger des göttlichen
Grolls Amphion. Was soll hier Amphion? Zwar kennt Pausanias
eine Version, nach der in der Minyas auch Amphion gegen Leto
frevelte1. Gesetzt den Fall, Aischylos habe diese Version im Niobe-
1 Paus. 9, 5, 8 λέγεται δέ καί, ώς "Αέν ιδού δίκην δίδωσι Αμφίων cov ες
Λητώ καί τούς παΐδας καί αύτος άπέρριψε. Robert, Heldensage I 1920, 125.
 
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