Metadaten

Schadewaldt, Wolfgang; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1933/34, 3. Abhandlung): Die Niobe des Aischylos — Heidelberg, 1934

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.40168#0017
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Die Niobe des Aischylos

17

drama benutzt: wie befremdend auch dann, daß die Sprecherin, die
im Anfang und im Schlußteil des Fragments gesammelt von Niobes
Unheil und gerade auch Niobes Schuld berichtet, zwischendurch auf
Amphion überspringt. Auf die nackte Tatsache, daß der Gott über-
haupt die Niobiden getötet habe, kann es an dieser Stelle ja unmög-
lich ankommen, denn diese Tatsache muß nach der Art wie 6 das
Grab der Kinder erwähnt wird, schon früher berührt sein. Dies,
zugegeben, sind Feinheiten, doch an der Kontrolle solcher Fein-
heiten muß das Verständnis des Zusammenhangs sich bewähren.
Auf gröbere Dinge führt der Zusammenhang bei 14ff.: 'Ich
wills euch sagen — ihr seid uns ja wohlgesonnen’. Der Ausdruck
δύσφρονες beweist, daß dieser Satz nicht etwa nur die folgende
Gnomik, sondern die ganze Geschichte von Niobes Vergehen ein-
leitet, auf die diese Gnomik führt. Heikle Dinge pflegt man nur dem
Freunde zu gestehen; der Feind würde darüber spotten1. Ähnlich
beginnt die euripideische Elektra dem Orest, der sich ihr als Freund
des Bruders ausgegeben hat., ihre Not anzuvertrauen (300): λέγοιμ1
άν, εί χρή — χρή δέ προς φίλον λέγειν — τύχας βαρείας τάς εμάς κάμοΰ
πατρός. Die Parallele ist besonders in formaler Hinsicht wich-
tig: sie zeigt eine ganz ähnliche Parenthese wie 14 unseres Frag-
ments — am Redebeginn. Solche Parenthesen unterstreichen die
neue Hinwendung zu den Gesprächsgenossen. Beispiele dafür finden
sich massenhaft bei Euripides, der aus diesem Typus des Rede-
anfangs fast eine Manier gemacht hat2; ähnliches fehlt auch nicht
bei Aischylos3. Da umgekehrt neue Hinwendungen zu den Ge-
1 Die Bedeutung von δύσφρων mag sich Sieben 875 und Perser 552 in der
Richtung auf άφρων bewegen (Wilamowitz zu Pers. 552): an unserer Stelle
kann ich das nicht, wie Maas 292, für möglich halten. Versicherungen oder
Vergewisserungen der guten Gesinnung sind im Gespräch nicht selten: Perser
175 ευμενείς γάρ όντας ή μας τώνδε συμβούλους καλεΐς, Ag. 263 (ob du gutes
oder schlimmes zu berichten hast) κλύοιμ’ άν ευφρων, Prom. 786 (am Rede-
ηηίθΐ^·)έπεί προθυμεΐσθ’, ούκ έναντκύσομαι το μή ού γεγώνειν παν δσον προσχρή-
ζετε, Aristoph. Wesp. 334 λέξον προς ευνους γάρ φράσεις. — Vor der Bitte um
Diskretion Bur. IT. 1060f. καί πρώτα μέν μοι του λόγου τάδ’ άρχέτω' γυναΐκές
έσμεν, φιλόφρον άλλήλαις γένος . . .
2 Nur ein paar zufällig herausgegriffene Stellen: El. 493 ώ θύγατερ —
άρτι γάρ σε προς δόμοις όρώ — ήκω φέρων σοι. . 598 σύ δ’, ώ γεραιέ — καίριος
γάρ ήλυθες — λέξον . . Freundschaftsversicherung in der nicht strengen, aber
stilistisch auf gleicher Stufe stehenden Satzunterbrechung Herakles 275
γέροντες αινώ' τών φίλων γάρ ουνεκα όργάς δικαίας τους φίλους έχειν χρεών.
3 Mit έπεί Choeph. 84ff. δμωαί γυναίκες δωμάτων εύθήμονες — έπεί πάρεστε
τηδε προστροπής έμοί πομποί — γένεσθε τώνδε σύμβουλοί πέρι. Dazu die oben
2 Sitzungsbericht d. Heidelb. Akad., pbil.-bist. Kl. 1933/34. 3. Abh.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften