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Schadewaldt, Wolfgang; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1933/34, 3. Abhandlung): Die Niobe des Aischylos — Heidelberg, 1934

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https://doi.org/10.11588/diglit.40168#0018
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Wolfgang Schadewaldt

sprächsgenossen inmitten einer Rede bei Aischylos nicht häufig
sind* 1, ist genug Verdachtsgrund dafür gegeben, daß bei 14 Personen-
wechsel vorliegt. Dies wird zur Gewißheit, wenn es stimmt, daß
der Raum am Anfang von 14 nur die Ergänzung έγώ πρ]ος υμάς
(Vitelli, Maas), nicht Körtes κάγώ κτλ. gestattet. Da der Ver-
lauf des verlorenen linken Kolumnenrandes durch die sicheren Er-
gänzungen von 2. 7 und 16 festgelegt ist, lehrt jede Pausprobe ein-
wandfrei (am bequemsten an Hartkes Umzeichnung Gnomon 1933,
291), daß selbst κάγώ überschießt, während εγώ haarscharf in die
Lücke paßt. Das asyndetische έγώ aber ist im Verlauf einer Rede, falls
nicht besondere Redingungen das Asyndeton fordern2, unmöglich.
Am Redebeginn ist es nicht selten; es scheint auch ohne besondere
Betonung des 'Ich’ meist da zu stehen, wo der Sprecher auf eine
Frage antwortet oder auf eine Aufforderung hin zu reden beginnt3.
Setzen wir nun den Fall, die Versgruppe 10—13 ist eine Zwi-
schenrede des Chors, so beginnt dies scheinbar verlorene Gebilde im
Zusammenhang Wurzeln zu schlagen. Es ergeben sich eine ganze
Reihe von Vorteilen, ich nenne auch die geringfügigen: 1. Daß es
gerade vier Verse sind, ist nebensächlich, aber willkommen. Aischy-
los pflegt die Zahl der Chorverse im Dialog noch nicht zu nor-
mieren, doch ist gerade die Vierzahl bei ihm beliebt4. 2. μέν am
Beginn von Zwischenreden ist häufig5. 3. Nach oben und unten
Anm. 1 genannte Stelle Prom. 786. Als Parenthese Choeph. 106 αίδου-
μένη σοι βωμόν ώς τύμβον πατρός λέξω — κελεύεις γάρ — τον έκ φρενός λόγον.
1 ζ. Β. Prom. 226 (Prometheus hatte in seiner Erzählung 197ff. weiter
ausgeholt, er kommt nun erst auf die eigentliche Frage des Chors 194 zu
sprechen): ό δ’ ούν έρωτάτ’, αιτίαν καΆ ήντινα αίκίζεταί με, τούτο δή σαφηνιώ.
Prom. 844 (beim Übergang zu einem neuen Abschnitt des Berichts) τά λοιπά
δ5 ύμΐν τηδέ τ’ ές κοινόν φράσω . . . An beiden Beispielen tritt gerade der
Unterschied zu Vers 14 des Pap. hervor.
2 Solche besondere Bedingung ist z. B. erfüllt bei dem schlagartig ein-
setzendentrotzigen Tatbericht der Klystaimestra Ag. 1438 (ohne Wilamowitz’
Umstellung: Maas) κεΐται γυναικός τήσδε λυμαντήριος: rDa liegt er’ ...
Eur. IA. 477 έγώ σ’ άπ’ όσσων έκβάλοντ’ ϊδών δάκρυ ωκτιρα ist in Wahrheit
'Redebeginn’, denn die vier vorhergehenden Verse mit der Versicherung des
Menelaos, zu reden wie er wirklich denke, sind auf sich stehende Vorbemerkung.
3 έγώ asyndetisch am Redeanfang z. B. Aisch. Eum. 277. Eur. Hel. 947.
998. Orest 1177. IA. 1255.
4 Zwischen, vor oder hinter langen Reden: Prom. 472. 507. 782. 819.
Ag. 351. 583. 1198, 1242. 1295. Am Abschluß der Stichomythie Choeph. 931.
Neben der Vierzahl liebt Aischylos auch die Dreizahl bei Chorbemerkungen an
gehobener oder gliedernder Stelle.
5 Der Gebrauch ist bekannt genug. Ich nenne nur ein paar Beispiele,
 
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