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Tellenbach, Gerd; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1934/35, 1. Abhandlung): Roemischer und christlicher Reichsgedanke in der Liturgie des fruehen Mittelalters — Heidelberg, 1934

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https://doi.org/10.11588/diglit.40170#0021
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Römischer und christlicher Reichsgedanke.

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cipes an Stelle derjenigen des Senats. Auf ihr beruhte, wenigstens
theoretisch, die römische Monarchie. Überall, wo das Volk seine
Anteilnahme auf die Regierung bloß freiwillig, auf Grund seiner
Autoritätsanerkenntnis einschränkte, blieb ihm der Idee nach die
Freiheit, die allein menschenwürdig sei, gewahrt. In diesem Sinne
wird libertas Romana die freie Kulturgemeinschaft des Römer-
reiches, und so wird sie auch in die christliche Liturgie aufgenom-
men, am klarsten in dem Gebet: Suscipe, domine, preces et hostias
ecclesiae tuae pro salute famuli tui illius supplicantis et protectione
fidelium populorum antiqua brachii tui operare miraculci, ut superatis
pacis inimicis secura tibi serviat Romana libertas1.
Von den Termini, die in der Liturgie in prägnantem Sinn zur
Umschreibung des römischen Reichsbegriffes gebraucht werden,
bleibt zur Erklärung noch übrig die devotio Romana2, die wir bereits
in engem Zusammenhang mit der securitas Romana antrafen. De-
votio hat einen kultischen und einen ethischen Wortsinn. Devovere
heißt: etwas den Göttern weihen. Dann kann devotio ein Fach-
ausdruck der Soldatensprache sein, im Sinne von Dienstübung,
Dienst. Damit verwandt ist der ethische Ausdruck, der „höchste
Hingabe an eine Person oder Sache“ bedeutet. Dann kann das
nomen actionis auf den Träger der Handlung übertragen werden,
und so heißt der liturgische Ausdruck devotio Christiana häufig:
christliche Kirche. Devotio Romana aber bedeutet die römische
Menschheit, die mit der Kirche gleichgeworden, dem Christentum
ergeben ist, das christliche imperium Romanum. Es ist nur eine
einzige Stelle, wo devotio Romana vorkommt und in geradezu
seltsamer Weise dem Ineinandergehen von römischem Reich und
christlicher Kirche Ausdruck verleiht. Aber in anderen Gebeten
findet sich devotio innerhalb des Komplexes von universalen Ee-
griffen, in denen sich der Gehalt der römisch-christlichen Reichs-
kultur ausspricht. Nur eines möchte ich noch anführen: Populi

1 Vgl. u. S. 54 nr. 4.
2 Thesaurus linguae latinae V, 879 u. dazu die wertvollen Ausführungen
von A. Daniels, Devotio, JLW I (1921), 40ff. Ich kann mich Daniels in
einigen Punkten allerdings nicht anschließen. So habe ich Bedenken gegen die
allzu konsequente Reduzierung des liturgischen Terminus Devotio auf die
konkrete Darbringung des eucharistischen Opfers. Gewiß unrichtig wird man
es finden, daß Daniels (S. 52) Romana securitas und devotio Christiana im
Sacramentarium Leonianum 77,10 als Antithese bezeichnet und devotio Romana,
ebenda 144, 20 mit „römische Christengemeinde“ übersetzt.
 
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