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Tellenbach, Gerd; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1934/35, 1. Abhandlung): Roemischer und christlicher Reichsgedanke in der Liturgie des fruehen Mittelalters — Heidelberg, 1934

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https://doi.org/10.11588/diglit.40170#0045
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Römischer und christlicher Reichsgedanke.

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krönung Ottos I. ausgestellt sind. Die Deutschen hatten damals
Jahre ruhmvollster Taten gegen die Heiden hinter sich und emp-
fanden als wichtigste Aufgabe der Zukunft die Missionierung der
gewonnenen heidnischen Gebiete. Es ist nicht zu verwundern, daß
sie von alledem sehr erfüllt waren, und infolgedessen in den Ur-
kunden, die auf Bitten des Neugekrönten ausgestellt wurden, viel-
fach und nachdrücklich Bezug darauf genommen wurde1. Ein ge-
wisser Zusammenhang zwischen der Kaiserkrönung von 962 und
der Heidenmission in der damaligen Situation und Stimmung
durfte also mit Becht behauptet werden2. Damit ist aber noch
nicht gesagt, daß Ottos Leistungen hinsichtlich der Unterwerfung
von heidnischen Völkern geradezu als „Vorbedingungen“3 oder not-
wendige Voraussetzungen seines Kaisertums betrachtet worden
seien, daß dieses unbedingt aus seinen Heidenkämpfen folgen mußte.
Noch weniger läßt sich bei dem heutigen Stand unseres Wis-
sens allgemein sagen, daß die Stellung des Kaisers im Heidenkrieg
sich grundsätzlich von der des Königs unterschied, oder worin
diese Unterschiede bestanden4. Die Frage bedarf noch näherer
Prüfung und wird sich nur im Gesamten der Geschichte des Kaiser-
tums allseitig und endgültig klären lassen. Für die Liturgie hat
bereits Erdmann den Nachweis erbracht, daß sie, wenigstens im
10. Jahrhundert, keineswegs „den Beruf zum Heidenkrieg dem
Kaisertum in höherem Maße beigelegt hat als dem Königtum.“5
1 Das hat Hirsch S. 9ff. in seiner Interpretation von JL 3689 und
JL 3690 dargelegt. Zur Einstellung Ottos I. zur Heidenbekriegung vgl.
Th. E. Mommsen, Studien z. Ideengehalt der deutschen Außenpolitik im
Z.A. d. Ottonen und Salier, Diss. Berlin 1930, S. 33f.
2 Soweit folge ich Hirsch.
3 So Hirsch S. 11. Von den beiden, von Hirsch hauptsächlich heran-
gezogenen o. Anm. 1 zitierten Urkunden kommt unmittelbar nur die letztere
in Betracht. Es ist die berühmte Urkunde für Magdeburg vom 12. Febr. 962.
Dort heißt es, Kaiser und Papst hätten sich über Stand und Leitung der
Christenheit besprochen. Dabei hätte der Kaiser, der die Avaren und andere
barbarische Völker besiegt habe und zur Krönung nach Rom gekommen sei,
die Bitte ausgesprochen, es möge zur Sicherung der dem Christentum neu-
gewonnenen Gebiete, in Magdeburg ein Erzbistum errichtet werden usw. Aus
dieser Urkunde vermag ich nicht mehr als den oben gekennzeichneten äußeren
historischen Zusammenhang von Heidenkrieg und Krönung zu erkennen,
keineswegs einen grundsätzlichen.
4 Vielleicht lassen sich spezifische Züge von der Betrachtung der ad-
vocatia ecclesiae Romanae aus feststellen. Vgl. u. S. 42 f.
5 Vgl. Erdmahn bes. S. 137ff. Ich stimme Erdmann besonders auch
darin bei, daß sich aus der Gebetsaufforderung für den Kaiser am Karfreitag
 
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