Platonismus und Mystik im Altertum.
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muß ewig den Bereich der wahrhaft Seinigen um sich haben. In
dieser Augustmischen Umbildung des absoluten Seinsbereiches der
Ideen zu einem absoluten Wirkungsbereiche der Heiligen kommt
der christliche Gedanke des Vatergottes philosophisch unmittelbar
zu sich selber. Wenn aber ferner Platons absolute Sphäre tme-
matisch die Erscheinungswelt unter sich hat, so muß abermals das
christliche Denken dasselbe Tmema auf eine ganz andere Dualität
beziehen: Die phänomenale Sphäre muß nicht sowohl durch die
Raumwelt der Sinnenbilder als vielmehr durch die Zeitwelt der
irdischen Geschichtskörper vertreten werden; denn der christliche
Weltbegriff erfordert (wie vorher statt der Ideen neben Gott eine
Gemeinde der Seinigen um ihn, so) statt der Phänomene als rela-
tiver Abbilder reiner Formen das irdische Gesellschaftsleben als
prinzipiell sündhaftes Zerrbild der ursprünglichen Gottähnlichkeit.
Dieses scharf gedachte Dreierlei von Absolutheit Gottes, Heilig-
keit seines ewigen Jerusalem und Verworfenheit der Bürger Babels
wurde für das christliche Philosophieren der klassische Fall, aus
dem hervorging, wie die antike gshoSoc; der Denkerkenntnis einer
schöpferischen Umbildung sowohl zugänglich als auch bedürftig war,
um die Eigenart der christlichen Religion auch im philosophischen
Sinne deutlich zu machen. In seiner Trinitätslehre blieb Augustinus
trotz allem Neuen der Gesinnung formell immer noch abhängig
von den Neoplatonikern; in der Tmematik seiner Philosophie des
Gottesstaates aber wurde er zum Platon des Christentums.
In diesem nunmehr von Grund auf christlichen Platonismus
aber verlangte auch die 'Teilhabe’ eine neue Interpretation. Platon
hatte eine zweifache Teilhabe gelehrt: erstens die faktisch gegebene,
d. h. die reale Teilhabe der werdenden Dinge am Sein; zweitens
die logisch aufgegebene, d. h. die durch aktive Denkbemühung zu
erzielende Teilhabe der Erkenntnis am Sein. Spenderbeiderist Gott.
Der Sinn des genuinen Platonismus nun war der, daß die Erkennt-
nis kraft ihres eingeborenen Beruhens auf dem Sein1 sich in prak-
tischer Hinsicht nicht mit der empirischen Beschaffenheit der Dinge
begnügen, sondern deren Teilhabe am Sein fördern, erhöhen und
dadurch erst wahrhaft 'retten’ solle. Aus diesen Voraussetzungen
ergab sich für Platon, daß zuerst die 'Ideen’ des reinen Seins in
Absolutheit zu setzen seien (z. B. das Gerechte-an-sich); zu zweit
1 Vgl. oben S. 25 u. 73: Die reine Erkenntnis, als Erkenntnis der reinen
Form-Einheiten des Seins, gründet sich auf die "gewissermaßen einheitliche
Gestalt der Seele’.
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muß ewig den Bereich der wahrhaft Seinigen um sich haben. In
dieser Augustmischen Umbildung des absoluten Seinsbereiches der
Ideen zu einem absoluten Wirkungsbereiche der Heiligen kommt
der christliche Gedanke des Vatergottes philosophisch unmittelbar
zu sich selber. Wenn aber ferner Platons absolute Sphäre tme-
matisch die Erscheinungswelt unter sich hat, so muß abermals das
christliche Denken dasselbe Tmema auf eine ganz andere Dualität
beziehen: Die phänomenale Sphäre muß nicht sowohl durch die
Raumwelt der Sinnenbilder als vielmehr durch die Zeitwelt der
irdischen Geschichtskörper vertreten werden; denn der christliche
Weltbegriff erfordert (wie vorher statt der Ideen neben Gott eine
Gemeinde der Seinigen um ihn, so) statt der Phänomene als rela-
tiver Abbilder reiner Formen das irdische Gesellschaftsleben als
prinzipiell sündhaftes Zerrbild der ursprünglichen Gottähnlichkeit.
Dieses scharf gedachte Dreierlei von Absolutheit Gottes, Heilig-
keit seines ewigen Jerusalem und Verworfenheit der Bürger Babels
wurde für das christliche Philosophieren der klassische Fall, aus
dem hervorging, wie die antike gshoSoc; der Denkerkenntnis einer
schöpferischen Umbildung sowohl zugänglich als auch bedürftig war,
um die Eigenart der christlichen Religion auch im philosophischen
Sinne deutlich zu machen. In seiner Trinitätslehre blieb Augustinus
trotz allem Neuen der Gesinnung formell immer noch abhängig
von den Neoplatonikern; in der Tmematik seiner Philosophie des
Gottesstaates aber wurde er zum Platon des Christentums.
In diesem nunmehr von Grund auf christlichen Platonismus
aber verlangte auch die 'Teilhabe’ eine neue Interpretation. Platon
hatte eine zweifache Teilhabe gelehrt: erstens die faktisch gegebene,
d. h. die reale Teilhabe der werdenden Dinge am Sein; zweitens
die logisch aufgegebene, d. h. die durch aktive Denkbemühung zu
erzielende Teilhabe der Erkenntnis am Sein. Spenderbeiderist Gott.
Der Sinn des genuinen Platonismus nun war der, daß die Erkennt-
nis kraft ihres eingeborenen Beruhens auf dem Sein1 sich in prak-
tischer Hinsicht nicht mit der empirischen Beschaffenheit der Dinge
begnügen, sondern deren Teilhabe am Sein fördern, erhöhen und
dadurch erst wahrhaft 'retten’ solle. Aus diesen Voraussetzungen
ergab sich für Platon, daß zuerst die 'Ideen’ des reinen Seins in
Absolutheit zu setzen seien (z. B. das Gerechte-an-sich); zu zweit
1 Vgl. oben S. 25 u. 73: Die reine Erkenntnis, als Erkenntnis der reinen
Form-Einheiten des Seins, gründet sich auf die "gewissermaßen einheitliche
Gestalt der Seele’.