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Salis, Arnold [Editor]; Salis, Arnold [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1935/36, 4. Abhandlung): Neue Darstellungen griechischer Sagen, 1: Kreta — Heidelberg, 1936

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https://doi.org/10.11588/diglit.41987#0007
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Neue Darstellungen griechischer Sagen: I. Kreta.

zu ungestüm. Doch wäre dies wohl zu modern gedeutet: auch
hier handelt es sich um ein typisches Motiv, es begegnet uns in der
archaischen Kunst auch sonst nicht selten, ganz ähnlich z. B. in
der etruskischen Buccherokeramik1.
Die Gebärde des Kinnfassens jedenfalls ist ein konventionelles
Schema, das in der Bildersprache der alten Welt, nicht bloß der
griechischen, weiteste Verbreitung gefunden hat und sehr früh zur
symbolischen Bezeichnung der Verbundenheit schlechthin geworden
ist. Finden wir doch — den wertvollen Hinweis verdanke ich
E. Täubler — denselben Gestus, und zwar übers Kreuz, schon
unter den hettitischen Hieroglyphen: in der Form zweier mensch-


Abb. 2. Hettitische Hieroglyphe.
licher Büsten, die mit verschränkten Armen sich auf solche Weise
berühren (Abb. 2)2. Diese Hieroglyphe wird als Zeichen für ,,wir“
gedeutet3, parallel dem Bilde eines seine Hand mit ausgestreckten
Fingern, den Daumen nach oben, zum Gesicht hebenden Mannes
als Zeichen für ,,ich“4. Die Verbindung zweier Personen zur Plural-
1 Micali, Storia degli ant. popoli ital., Taf. 21, 9—10; Taf. 27, 4; NSc. 2
1926, 195, Abb. 4.
2 Messerschmidt, Corpus inscript. Hettit. = MVG. 5, 1900, Taf. 10,
S. 10 u. 7, 1902, 2ff.; Forrer, Die hethit. Bilderschrift 55, Abb. 45.
3 P. Jentzen, Beiträge z. Entzifferung der hittit. Hieroglyphen-Inschr.
in: Kleinasiat. Forschungen, herausg. von Sommer u. Ehelolf I 472. ,,In
dieser Hieroglyphe zeigt die eine Hälfte jeweils mit einer Hand auf das Gesicht
der anderen völlig gleichen Hälfte, also daß man die H. deuten könnte „du +
ich“, das wäre „wir“.
4 Forrer, a. O. 23, 42 möchte die Bewegung als Geste des Grußes bei
der Vorstellung auffassen und übersetzt „ich heiße“ oder „ich bin“. Vgl. das
Verzeichnis der entzifferten Zeichen S. 34 Abb. 34, 42, S. 46 u. 48f. Abb. 41/42.
Dagegen meint Hrozny, Les inscriptions hitt. hieroglyphiques 50ff., das Zei-
chen allein bedeute das Pronomen „ich“ (hitt. amu), mit folgendem Zeichen -
„ich bin“ oder „ich habe“, vgl. 157, 1; 202; 240; 276, 1; 301; 302. Im übrigen
siehe die einschränkenden Bemerkungen von Meriggi, Indogerm. Forschungen
52, 1934, 45ff. (dort weitere Literatur).
 
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