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Salis, Arnold [Editor]; Salis, Arnold [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1936/37, 1. Abhandlung): Neue Darstellungen griechischer Sagen, 2: Picenum — Heidelberg, 1937

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https://doi.org/10.11588/diglit.41988#0061
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Neue Darstellungen griechischer Sagen: II. Picenum.

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bezeugt1. Und auch die Mittelgruppe würde sich so verstehen lassen,
— hielte nur nicht der Bestrafte selber noch seine Lanze in der
Handl Der sonst gewiß naheliegende Gedanke an Menschenopfer
schaltet damit gleichfalls aus. So kommt man um die Annahme
eines „duello“, worauf Brizio zunächst schließen wollte, doch nicht
herum. Derartige Zweikämpfe aber, verbunden mit der Verstümme-
lung der Unterlegenen, möchte man sich am ehesten als Leichen-
spiele denken. Sie sind hier zum Teil schon entschieden, zum Teil
noch im Gang; weitere stehen wohl bevor, wie der harrende Kämpe
in der Ecke verrät.
Diese besondere Art der Totenehrung, die unser Stelenbild zu
belegen scheint2, ist für mehr als eine Landschaft Italiens schon
in verhältnismäßig früher Zeit nachzuweisen. In Rom sollen die
ersten Gladiatorenkämpfe im Jahre 264 v. Chr. zur Vorführung
gelangt sein, und zwar anläßlich der Beisetzung von D. Junius
Brutus Pera, wobei dessen Söhne mehrere Paare von Fechtern auf-
treten ließen3. Auch späterhin bildeten hier diese blutigen Schau-
spiele noch während längerer Zeit ausschließlich einen Teil des
Programms für die Leichenfeier4. Allein, daß sie an sich erheblich
älter sein müssen als das genannte Datum, kann als sicher gelten.
Ob der römische Brauch von den Oskern Campaniens übernommen
worden ist, wo er sich auf Grund des archäologischen Materials
jedenfalls für den Beginn des Hellenismus, um 300 v. Chr., fest-
stellen läßt5, oder von den Etruskern, wie die antike Überlieferung
will6 * *, wird wohl eine offene Frage bleiben müssen; ebenso die auch
schon vermutete Übertragung von Etrurien nach Campanien. Eine
spontane Entstehung der Sitte an verschiedenen Orten, unabhängig
1 Schwenn, Die Menschenopfer bei den Griechen u. Römern (RGW
15, 3, 1915) 30.
2 Das Thema „Leichenspiel und Totenkult“ hat Malten, RM. 38/39,
1923/24, 300 — 340 so umsichtig und erschöpfend behandelt, daß diese ausge-
zeichnete Untersuchung als Grundlage für alles folgende dienen darf. Vgl.
ferner Weickert, Gladiatoren-Relief der Münchner Glyptothek (Münch.
Jahrb. d. bild. Kunst 2, 1925) 23ff.
3 Die Stellen bei K. Schneider, RE. Suppl. III 760.
4 Friedlaender, Sittengesch. II9; Malten 328.
5 Weege, Oskische Grabmalerei (Jdl. 24, 1909) 133ff.; derselbe, Etrusk.
Malerei 21 Anm. 29. Ygl. Malten 325ff. Abb. 15—18.
6 Athen. IV 153 F (n. Nicol. Damasc.). Müller-Deecke, Etrusker II,
223f.; Wissowa, Religion u. Kultus d. Römer2 466; G. Koerte, Urne etr. III
191 ff. Taf. 128; Poulsen, Etr. tomb paintings 13f.; Schneider a. O. 761,
783; Weickert 23; Malten 328; Altheim, ARW. 27, 1929, 40.
 
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