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Nikolaus [Hrsg.]; Koch, Josef [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1936/37, 2. Abhandlung): Vier Predigten im Geiste Eckharts — Heidelberg, 1937

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https://doi.org/10.11588/diglit.41989#0049
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Eckharts Johannesauslegung als Predigt quelle.

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logen als den Dichter verrät. Aber diese Allegorie ist nicht um ihrer
selbst willen erdacht; CusANus,der sonst gern theologisch predigte,
wollte auch den einfachen Zuhörern einmal etwas sagen, was sie
verstehen konnten. Und der herzliche Ton, mit dem er sich an
sie wendet, ist nicht zu überhören.
Die ersten Predigten, die Eckharts Johannesauslegung unter
ausdrücklicher Nennung des Verfassers verwerten, hielt Nicolaus
am 27. Dezember 1453 und am 1. Januar 1454. Sie werden hier
veröffentlicht (Nr. 2 und 3). Leider sind beide nur skizziert, so
daß wir uns keine Vorstellung davon machen können, wie diese
Skizzen im mündlichen Vortrag ausgeführt wurden. Darum folgen
diesen zwei andere Predigten aus den Jahren 1456 und 1457, in
denen Eckharts Auslegung von Joh. 1, 38 u. 4,13. 24. 38 ausgiebig
benutzt ist. Die erste Predigt (Nr. 4) war für das Epiphaniefest
1456 bestimmt und hat die Frage der Weisen aus dem Morgenlande
zum Gegenstand: ,,Ubi est qui natus est rex Iudaeorum ?“ Diese
Worte deutet er mit Eckhart nicht nur als Frage, sondern auch
als Aussage: der König der Juden, der da geboren ist, ist das Ubi,
der Ort schlechthin, so als hätten die Weisen gesagt: dieser König
da, der geboren ist, ist Gott, der ,,der Ort für alle“ ist. Denn so
haben alle Weisen erkannt, daß Gott der Ort ist. In ihm ist alles
in Ruhe, weil es an seinem Ort ist, außerhalb von ihm alles in
Unruhe, weil es nicht da ist, wohin es strebt. Das wird im engsten
Anschluß, teilweise in wörtlicher Übereinstimmung mit Eckhart
dargelegt.
Die andere Predigt (Nr. 5) hielt Nicolaus am Feste Mariä
Verkündigung 1457. Nach einigen einleitenden Worten sagt er, er
habe das Tagesevangelium — das Fest fiel damals auf den Freitag
vor Laetare — genommen, weil seine Zuhörer schon so oft etwas
über das Festevangelium gehört hätten. Das Tagesevangelium,
welches das Gespräch Jesu mit der Samariterin am Jakobsbrunnen
(Joh. 4) bietet, enthalte die kostbarsten Offenbarungen, die würdig
seien, an höchsten Festtagen mitgeteilt zu werden. Vor allem aber
sei in diesem Evangelium zu beachten, daß Christi Lehre geistig
sei, deren Verständnis der Welt abgehe. Einige von euch, so fügt
er dann hinzu, pflegen zu murren, als predigte ich euch einfachen
Leuten manchmal zu hohe Dinge, wie sich auch die Jünger darüber
wunderten, daß Christus mit einem Weibe über so hohe Geheim-
nisse redete. Wenn sie darauf achten wollten, daß Christus diesem
Weiblein, welches eine Sünderin, und dazu eine Samariterin war,
4 Sitzungsberichte d. Heidelb. Akad., phil.-hist. Kl. 1936/37. 2. Abh.
 
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