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Ranke, Hermann; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1936/37, 3. Abhandlung): Grundsätzliches zum Verständnis der ägyptischen Personennamen in Satzform — Heidelberg, 1937

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https://doi.org/10.11588/diglit.41990#0010
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10

Hermann Ranke:

„Die Majestät dieses Gottes Imhotep, des Sohnes des Ptäh, be-
schenkte mich mit einem Sohn. Man nannte seinen Namen ij-m-htp,
und man sagte zu ihm p',-dj-hst.t, geboren von der ti-(n.t-)ij-m-htp. “
Aus der zweiten dieser Stellen ist immerhin mit großer Wahrschein-
lichkeit zu entnehmen, daß die Namengebung sich an die Geburt
angeschlossen hat1 —- aber das ist auch alles.
Dagegen besitzen wir verschiedene sekundäre Quellen aus dem
alten Ägypten selbst, die für unsere Frage von Bedeutung sind.
Da ist zunächst jener bekannte mythologische Text des Neuen
Reiches vom altgewordenen Sonnengott Re und seiner listigen und
zauberkundigen Tochter Isis2, in dem der Sonnengott sagt: „mein
Vater hat meinen Namen erdacht“ und an einer anderen Stelle
„mein Vater und meine Mutter haben mir meinen Namen gesagt.
Er ist im Leibe verborgen bei(?) der Geburt, damit keinem Zauberer
oder Zauberin Macht (über mich) gegeben werde.“ Auch hier sind
Namengebung und Geburt offenbar zeitlich verbunden gedacht.
Und außerdem wird — doch gewiß nach menschlichem Vorbild —•
ausdrücklich gesagt, daß die Eltern des Re ihm „seinen Namen
gesagt“ haben.
Etwas Ähnliches läßt sich den ebenfalls aus dem Neuen Reiche
stammenden Berichten von der übernatürlichen Geburt des ägyp-
tischen Königs entnehmen. In Der-el-Bahari sowohl wie in Luxor
ist es Amon, der göttliche Vater, der den Namen seines Kindes —
der Hatschepsut bzw. Amenhotpes III. —• ausspricht, und zwar
in beiden Fällen schon unmittelbar nach der Empfängnis3. In Der-
el-Bahari sagt er zu der Königin4: ,,hnm.t-lmn-fo.t-sps.wt ist der
Name dieses deines Sohnes, den ich in deinen Leib gelegt habe“.
Und in Luxor bringt Amon in der gleichen Situation den Namen
1 Wie wenig wir in dieser späten Zeit noch mit ursprünglichen Verhält-
nissen zu rechnen haben, zeigt der Umstand, daß die Geburt des Sohnes aus-
drücklich auf den Gott Imuthes zurückgeführt wird, er selbst aber den Bei-
namen p;-dj-b:st.t d. h. „den Bastet gegeben hat“, erhält! Den Grund können
wir freilich in diesem Falle erraten: es war der Name seines Großvaters
väterlicherseits. Auf den beiden Papyrus Rhind in Edinburgh, ebenfalls
aus ptolemäischer Zeit, wird die Angabe des Namens auch unmittelbar an
den Bericht über die Geburt angeschlossen: G. Möller, Die beiden Toten-
papyrus Rhind (1913), S. 12—13 und 52—53.
2 Möller, Hierat. Lesest. II, 30; vgl. Erman(-Ranke), Ägypten, S. 301ff.
3 Vgl. die Ankündigung des Namens Jesu durch den Engel, Matth. 1, 21
und Luk. 1, 31.
4 Sethe, Urkunden 4, 221, 6f.
 
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