Metadaten

Brinkmann, Carl; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1936/37, 4. Abhandlung): Erzeugung und Verbrauch landwirtschaftlicher Produkte in Baden: mit 16 Tabellen — Heidelberg, 1937

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.41991#0009
License: Free access  - all rights reserved
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Landwirtschaftliche Produkte in Baden.

9

und höchstens 200 Regentagen schwankt1, bietet offenbar die
Feuchtigkeit für Boden und Arbeit in der gesamten badischen
Landwirtschaft Schwierigkeiten besonderer Art. Die Häufigkeits-
karte der Hagelfälle in dem halben Jahrhundert 1881—1931
(Gärtner a. a. 0.) zeigt ein überwiegendes Mittelmaß von 11 bis
20 und so gut wie gar keine Gebiete ohne Hagelfälle, jedenfalls
weniger als solche mit über 302. Auch in den Wärmeverhältnissen
endlich sind Störungserscheinungen wie die bekannten Talwinde
des Schwarzwalds und Odenwalds und die sog. Temperaturumkeh-
rungen durch Luftkompression zwischen Bergland und Tälern seit
langem aufgefallen (Schultheiss a. a. 0. 66ff.).
Die Bevölkerung, die unter diesen Naturbedingungen Land-
ware erzeugt und verbraucht, ist im letzten Menschenalter (Tab. I)
in zwei Stufen vor dem Krieg um 3,2 v. H. und nach ihm fast
dreimal so stark um 9,3 v. H. gewachsen, aber ihre Verteilung über
die untersten Verwaltungsbezirke ergibt trotzdem nur in solchen
mit größeren städtischen Mittelpunkten eine Dichte von über 1
je ha. Ja es fällt auf, daß gerade die dichtestbevölkerten Bezirke
wie Freiburg und Lahr, Bruchsal, Bühl, Karlsruhe, Pforzheim und
Rastatt, Mannheim und Heidelberg einheitlich einen zum Teil
erheblichen Dichterückgang zeigen, so daß die allgemeine Verstädte-
rung der Neuzeit hier mindestens nicht fortgeschritten ist.
Die Erklärung dafür liegt natürlich in der bekannten gegen-
seitigen Durchdringung von landwirtschaftlicher und industrieller
Bevölkerung, die Baden bis zu einem gewissen Grade mit Württem-
berg gemein hat. Nur der erheblich verschiedene Aufbau hat ge-
rade neuerdings eine erhebliche Verschiedenheit auch des Schick-
sals der badischen Bevölkerung bedingt. In einer Untersuchung
der vergleichsweisen Wachstumsziffern der export- und der binnen-
marktorientierten Industrie einerseits, der Produktions- und Kon-
sumgüterindustrien andererseits hat die Handelskammer Freiburg
kürzlich nachgewiesen, daß schon in den entscheidenden Aulbau-
jahrzehnten der heutigen badischen Industrie um die Jahrhundert -
1 C. Schultheiss in: Das Großherzogtum Baden (Karlsruhe 1912) 78.
Über Wintertemperaturminima in der Baar s. jetzt A. Dieckmann, Frost in
Württemberg und Baden (Öhringen 1937) 15.
2 Infolgedessen sah sich seit 1891 die badische Regierung veranlaßt, in
(bis heute) immer wieder erneuerten Staatsverträgen mit der Norddeutschen
Hagelversicherungsgesellschaft die private Hagelversicherung mit Staatszu-
schüssen zu organisieren: W. Rohrbeck, Ber. ü. Landwirtsch. SH. 127 (1936)
34 ff.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften