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Brinkmann, Carl; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1936/37, 4. Abhandlung): Erzeugung und Verbrauch landwirtschaftlicher Produkte in Baden: mit 16 Tabellen — Heidelberg, 1937

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https://doi.org/10.11588/diglit.41991#0062
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62

Carl Brinkmann:

grenze herabzudrücken. Große Bestände der geringeren Lagen
blieben dafür unverkauft. Daher führte man im folgenden Jahre
gestaffelte Richtpreise ein. Die Staffelung richtet sich nach den
qualitativen Bestimmungsfaktoren, die Höhe der Richtpreise wird
abhängig gemacht von den Gestehungskosten der Winzer, so daß
je nach der Erntemenge eine verschiedene Höhe der Preise für ein-
zelne Jahrgänge festgelegt werden kann. Aber auch diese Neu-
regelung bezieht die Gewächse der ausgesprochen guten Lagen
(Kaiserstuhl, Ortenau, Markgräflerland) nicht ein, da für sie Absatz-
schwierigkeiten kaum vorhanden sind. In der Regel handelt es sich
hier auch um größere Betriebe mit ausreichender Kapitalgrund-
lage, die eine eigene Sicherung des Marktes erlaubt.
Für das Jahr 1936/37 ist das gesamte badische Weinbau-
gebiet in 5 Richtpreisgebiete eingeteilt worden. In den Richtpreis-
gebieten sind jeweils die Orte zusammengefaßt, deren Erzeugnisse
einander qualitätsmäßig entsprechen. Die Richtpreise bewegten
sich zwischen 260—286 RM. je 1000 Liter im Preisgebiet I und
340—375 RM. je 1000 Liter im Preisgebiet V. Im Erntejahr 1935/36
hatten sich die Preise zwischen 280'—450 RM. (je 1000 1) für kleine
badische Weine, 700 RM. und darüber für mittlere und bessere
badische Weißweine, bis über 1000 RM. für die besten Rotweine
bewegt. In diesem Jahre waren in Baden die höchsten Erlöse für
deutsche Rotweine erzielt worden.
Um die Absatzverhältnisse des deutschen Weinbaus entschei-
dend zu bessern, wurde als wichtigste Maßnahme vom Reich 1935
die Gemeinschaftswerbung der Weinwerbewoclie eingeführt. Die
Durchführung der Werbeaktion liegt in den Händen des Reichs-
nährstandes. 1935 und 1936 gelang es tatsächlich, die großen
Lagerbestände, die von den Rekordernten der J ahre 1934 und 1935
zurückgeblieben waren, zu einem beträchtlichen Teile abzubauen.
Vor allem aber soll die Weinwerbewoclie auch dazu beitragen, den
deutschen Wein weitesten Volkskreisen als eines der wichtigsten
deutschen Getränke vertraut zu machen. Die Weinwerbewoclie
wird so durchgeführt, daß Städte aus Gebieten, in denen wenig
oder gar kein Wein gebaut wird, die Patenschaft über den Wein
einer Stadt oder eines Gebietes übernehmen, der bisher nicht in
befriedigendem Maße abgesetzt werden konnte. Das heißt, jede
Patenstadt verpflichtet sich, während der Werbewoche innerhalb
ihrer Mauern den sog. Patenwein zu einem für jeden Volksgenossen
erschwinglichen Preis zum Verkauf zu bringen. Hierdurch erreicht
 
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