Cusanus-Studien: III. Kirche u. Reich i. Schrifttum des Nikolaus von Gues. 31
mitteilbar ist, weil er nämlich zugleich weiß, daß er es den anderen
mitteilen muß. Ist doch jedes Glied, das vom Ganzen her seine
Lebensordnung empfängt, auch notwendig auf das Ganze hin-
bezogen. Jeder hat, was ihm besonders von Gottes Wesen in Ähn-
lich keitsweise in seinem Wesen aufgeht, dem andern offenbar zu
machen, auf ihn wirken und übergeben zu lassen, auf daß so jeder
dem andern und damit dem Ganzen behilflich sei zu seiner mög-
lichsten Vollendung. Zugleich wird jedem einzelnen wie jeder Stufe
und Reihe und Gruppe von einzelnen im rechten Selbstentfaltungs-
und Erhaltungstrieb offenbar, daß er sein wahres Sein mit Recht
aufs äußerste zu wahren hat und mit Recht eher alles andere als
dieses sein wahres Sein zugrunde gehen läßt. Und je vollendeter
der einzelne in seiner Eigenart ausgeprägt ist, je besser er in rechter
Übereinstimmung an seinem Platze allen dient, desto mehr wird,
das eine Ganze in ihm in seiner besonderen Weise vertreten, desto
besser prägt er die Übereinstimmung des Ganzen . Auf diesem Wege
geht die Welt ihrer Erfüllung entgegen: der Eintracht, in der die
allumfassende Gemeinde in einem und in vielen eines Wollens ist,
d. h. in dem einen Gott und Herrn und den vielen ihm Ergebenen.
Und von dem einen Friedenskönig unendlicher Übereinstimmigkeit
strömt jene geistige, die Herzen einende Abgestimmtheit aller auf
einander in Stufen und Reihen hinein in alle ihm ergebenen und
geeinten Glieder, auf daß der eine Gott alles in allen sei. In diesem
Sinne umgreift ecclesia ipsa, die eigentliche Kirche, das 'Univer-
sum’, d. h. das in geistig tätiger Ausrichtung dem Einen, Gott,
zugewandte Ganze, die Gottes-Kirche, die die Welt umfaßt als die
bei aller vielfältigen Verschiedenheit der geistigen Erfassungsweisen
und der Formen einhellig vor ihm versammelte Gemeinde33.
Die unzerstörbare vernünftige Natur, durch die dem Men-
schen nicht nur Ähnlichkeit, sondern die nur ihm eigene lebendige
Abbildlichkeit und Gleichnisweise zu Gott verliehen wurde, ist
von Gott als gleichsam göttlicher Same in die verstandeshaft-sinn-
liche Bedingtheit eingesenkt, auf daß sie auch das Unvernünftige,
Körperbedingte zur rechten Übereinstimmung mit dem einen Gan-
zen führe, draußen in der Welt wie zunächst und vor allem in den
Menschen selbst, im Innersten des Menschenwesens nämlich ist
das Königtum der Himmel verankert, weil der wahre Mittelpunkt
der Menschenseele Gott ist, der sich aber nur dann und so uns gibt,
indem wir immer mehr uns selbst in unserer höchsten Wesenskraft
besitzen, das heißt zugleich, wenn immer mehr Erde und Himmel
mitteilbar ist, weil er nämlich zugleich weiß, daß er es den anderen
mitteilen muß. Ist doch jedes Glied, das vom Ganzen her seine
Lebensordnung empfängt, auch notwendig auf das Ganze hin-
bezogen. Jeder hat, was ihm besonders von Gottes Wesen in Ähn-
lich keitsweise in seinem Wesen aufgeht, dem andern offenbar zu
machen, auf ihn wirken und übergeben zu lassen, auf daß so jeder
dem andern und damit dem Ganzen behilflich sei zu seiner mög-
lichsten Vollendung. Zugleich wird jedem einzelnen wie jeder Stufe
und Reihe und Gruppe von einzelnen im rechten Selbstentfaltungs-
und Erhaltungstrieb offenbar, daß er sein wahres Sein mit Recht
aufs äußerste zu wahren hat und mit Recht eher alles andere als
dieses sein wahres Sein zugrunde gehen läßt. Und je vollendeter
der einzelne in seiner Eigenart ausgeprägt ist, je besser er in rechter
Übereinstimmung an seinem Platze allen dient, desto mehr wird,
das eine Ganze in ihm in seiner besonderen Weise vertreten, desto
besser prägt er die Übereinstimmung des Ganzen . Auf diesem Wege
geht die Welt ihrer Erfüllung entgegen: der Eintracht, in der die
allumfassende Gemeinde in einem und in vielen eines Wollens ist,
d. h. in dem einen Gott und Herrn und den vielen ihm Ergebenen.
Und von dem einen Friedenskönig unendlicher Übereinstimmigkeit
strömt jene geistige, die Herzen einende Abgestimmtheit aller auf
einander in Stufen und Reihen hinein in alle ihm ergebenen und
geeinten Glieder, auf daß der eine Gott alles in allen sei. In diesem
Sinne umgreift ecclesia ipsa, die eigentliche Kirche, das 'Univer-
sum’, d. h. das in geistig tätiger Ausrichtung dem Einen, Gott,
zugewandte Ganze, die Gottes-Kirche, die die Welt umfaßt als die
bei aller vielfältigen Verschiedenheit der geistigen Erfassungsweisen
und der Formen einhellig vor ihm versammelte Gemeinde33.
Die unzerstörbare vernünftige Natur, durch die dem Men-
schen nicht nur Ähnlichkeit, sondern die nur ihm eigene lebendige
Abbildlichkeit und Gleichnisweise zu Gott verliehen wurde, ist
von Gott als gleichsam göttlicher Same in die verstandeshaft-sinn-
liche Bedingtheit eingesenkt, auf daß sie auch das Unvernünftige,
Körperbedingte zur rechten Übereinstimmung mit dem einen Gan-
zen führe, draußen in der Welt wie zunächst und vor allem in den
Menschen selbst, im Innersten des Menschenwesens nämlich ist
das Königtum der Himmel verankert, weil der wahre Mittelpunkt
der Menschenseele Gott ist, der sich aber nur dann und so uns gibt,
indem wir immer mehr uns selbst in unserer höchsten Wesenskraft
besitzen, das heißt zugleich, wenn immer mehr Erde und Himmel