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Bohnenstädt, Elisabeth; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1938/39, 1. Abhandlung): Kirche und Reich im Schrifttum des Nikolaus von Cues — Heidelberg, 1939

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https://doi.org/10.11588/diglit.41996#0074
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Elisabeth Bohnenstädt:

Wirklichen Bestand aber hat das Konzil nur in freier Ein-
tracht. Die in Widerspruch und Spaltung stehen, bilden kein
Konzil. Man glaubt wohl, mit dem Priestertum sei die Unfehl-
barkeit; denn wenn die Priesterschaft sich versammele, sei Chri-
stus mitten unter ihr, ist er es auch in einer für uns nicht faßbaren
oder abgrenzbaren Weise. Die Sicherheit aber, daß sie sich nicht
verirre, gilt in einem äußersten Sinne nur von der allgemeinen
Gesamtkirche. Die allgemeine Synode der allgemeinen Kirche stellt
diese um so weniger verworren, um so mehr in ihrem letzten Fest-
halten an der Wahrheit dar, je mehr ihr Urteil von der Fehlbarkeit
zur Unfehlbarkeit hinstrebt. Daß Gott wirklich bei der Versamm-
lung der Priester gegenwärtig sei, ist nur dann zu glauben, wenn
von allen jede Art von Tumult verbannt ist, wenn eifrig, sorgsam
und ruhig die kirchlichen Fragen und Sorgen zu Beschluß und Ende
geführt werden. Heute wird es wahrlich nicht so gehalten! Man
kann daher erst vom Ende eines Konzils her beweisen und richten .
Denn wenn es auch richtig einberufen und versammelt und eine
Zeitlang alles gültig durchgeführt wurde, so ist doch nicht immer
in Wahrheit zu versichern, Christus sei in seiner Mitte gewesen.
Dann war er es nicht, wenn es nicht in Ordnung und Ruhe zu Ende
geführt wurde. Was sich nicht auf die Wahrheit echten Glaubens
stützt, kann nicht für ein Konzil, höchstens für ein Ivonzilchen,
eine Winkelversammlung, erklärt werden. Christus ist nicht Ur-
heber von Uneinigkeit, sondern des Friedens. — Wenn im Konzil
der Beschluß aus Eintracht hervorgeht, glaubt man, daß er aus dem
heiligen Geiste, dem Urheber von Friede und Eintracht stamme.
Daher siegt, wenn es der Regel und Richtschnur gemäß zugeht,
stets der größere Teil, dies Urteil wird von vorneherein für sicherer
gehalten. Je größer die Eintracht, desto sicherer ist das Urteil.
Müssen schon alle allgemeinen kirchlichen Angelegenheiten mit ge-
meinsamer Zustimmung aller entschieden und beschlossen werden,
so wird vor allem Eintracht und Einstimmigkeit in dem gefordert,
was den Glauben anlangt. In Sachen des Glaubens gibt es kein
sicheres Urteil, es sei denn die Anzahl der versammelten Priester
die größtmögliche. Allgemein zwar ist die Anzahl der Gegenwärti-
gen noch nicht so sehr wichtig, wie die Freiheit und Einstimmig-
keit aller Anwesenden. Wenn also das Konzil nach rechtem Brauch
und gültig zusammengerufen und von allen Gerufenen frei gefeiert
und rechtmäßig abgeschlossen, wenn der Beschluß in einer Frage,
die das Heil der Glaubenden angeht, unter Zustimmung aller ver-
 
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