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Nikolaus [Hrsg.]; Koch, Josef [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1938/39, 4. Abhandlung): Die Auslegung des Vaterunsers in vier Predigten — Heidelberg, 1940

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https://doi.org/10.11588/diglit.41999#0249
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Drittes Kapitel: Erläuterungen. §6.

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möchte, bisher nur bis zum Beginn des 13. Jahrhunderts gelangt,
so daß die trennende Zeitspanne von mehr als zwei Jahrhunderten
die Einreihung in eine bereits festliegende Entwicklungsreihe un-
möglich macht. Unter diesen Umständen kann die vorliegende
Untersuchung nur eine sehr bescheidene Aufgabe lösen, nämlich
die Terminologie der Vaterunser-Auslegung möglichst genau in
ihrer Eigenart zu kennzeichnen und so eine Vorarbeit für eine
Geschichte der deutschen philosophisch-theologischen Termino-
logie zu liefern.
Nun kann es natürlich nicht die Aufgabe dieser Untersuchung
sein, alle irgendwie wichtigen Worte zu behandeln. Aus dem mittel-
hochdeutschen Index kann man sich leicht einen vollständigen
Überblick über den Wortschatz der Auslegung verschaffen. So-
weit die entsprechenden lateinischen Worte sich aus den übrigen
Werken des Cusanus nachweisen lassen, werden sie dort nebst den
Belegstellen mitgeteilt. An dieser Stelle haben wir eine andere
Aufgabe zu leisten: wie wir oben vor allem darauf bedacht waren,
die innere Struktur des Werkes zu analysieren, so müssen wir hier
den Versuch machen, in die innere Struktur der deutschen
Terminologie einzudringen.
Zunächst kann man sagen, daß die verwendeten Worte einem
dreifachen geistigen Bereich zugeordnet sind: dem biblisch-reli-
giösen, dem philosophischen und dem theologischen. Der erste
bietet unter dem Gesichtspunkt der Terminologie kaum Probleme.
Der Kern dieses Bereiches ist das Vaterunser. Es wäre sinnlos,
zu untersuchen, ob der hier gebotene Text sich in einer deutschen
Bibelübersetzung der damaligen Zeit nachweisen läßt. Denn Cu-
sanus bietet ihn natürlich so, wie er ihn von Jugend an zu beten
gewohnt war* 1. Was sonst an biblischen Zitaten da ist, ist zu wenig,
deutsche Forschungen, 14. Bd.), 1935, enthält manche feine Beobachtungen,
beruht im ganzen aber auf willkürlicher Konstruktion. Wenn eine termino-
logische Arbeit der Textkonjekturen nicht entraten zu können glaubt, so ist
sie auf dem falschen Wege. Vgl. die Kritik J. Quints in seiner Ausgabe von
Meister Eckharts Predigten I, 1936ff., S. 53f. u. 116f.
1 Wer sich für die Einordnung der beiden Vaterunser-Texte in die sonst
bekannten interessiert, vergleiche die Tabellen bei H. Vollmer, Die Psalmen-
verdeutschung von den ersten Anfängen bis Luther, 2. Hälfte (Bibel und
deutsche Kultur, Bd. III), 1933, S. 257ff. In seinem Buch: Die Bibel im
deutschen Kulturleben, 1938, teilt Vollmer den Text des Vaterunsers aus
der Wiener Predigt mit (S. 141 f.). Dieser Text ist aber nicht, wie V. anzu-
nehmen scheint, spezifisch cusanisch — das ergibt sich ohne weiteres aus
 
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