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Hölscher, Gustav; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1939/40, 3. Abhandlung): Die Hohenpriesterliste bei Josephus und die evangelische Chronologie — Heidelberg, 1940

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https://doi.org/10.11588/diglit.42019#0011
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Die Hohenpriesterliste bei Josephus und die evangelische Chronologie 11

Herodes Boethos nannte, nicht Simon, Sohn des Boethos. Der
letztere Name stammt also aus Ptolemaios und ist bei der Redak-
tion im allgemeinen durchgeführt worden; nur in XIX 297f. ist
nicht ausgeglichen worden.
5. Matthias, Sohn des Theophilos XVII 78. 164—167.
6. Joseph, Sohn des Ellemos XVII 165—167.
Von XVI161 ab hört die Benutzung des Ptolemaios auf. Die Haupt-
quelle ist fortan ausschließlich Nikolaos. Aus Nikolaos stammt
XVII 61—78a (vgl. bell. I. 587ff.). An die Darstellung der An-
schläge Antipaters gegen seinen Vater im Jahre 5 v. Chr., als deren
Mitwisserin nach Nikolaos (vgl. auch bell. I 599ff.) auch die
Hohenpriesterstochter beschuldigt wurde, hat der Anonymus aus
der Hohenpriesterliste die Angabe XVII 78b angefügt: die Ab-
setzung des hohenpriesterlichen Schwiegervaters und die Ernen-
nung des Matthias. Es mag überraschen, daß Herodes, obwohl
nicht nur die Hohenpriesterstochter, sondern auch ihre Brüder Mit-
wisser der Anschläge Antipaters waren (bell. I 599), dennoch einen
Verwandten der Boethosfamilie zum Nachfolger bestimmt; denn
nach XVII 164 waren Matthias und Joasar, der Sohn des Boethos,
Schwäger.
XVII 79-—164a (vgl. bell. I 601—655) stammt wieder aus
Nikolaos: die Geschichte des Herodes bis zu seiner letzten Krank-
heit und dem damals ausbrechenden Volksaufstand im Jahre 4
v. Chr. Daran schließt der Anonymus auf Grund der Hohen-
priesterliste den Abschnitt XVII 164b—167. Dabei übergeht er
die Bestrafung der Aufrührer (vgl. XVII 164b mit bell. I 655b),
die allerdings später (XVII 206 = bell. II 5) aus Unacht-
samkeit doch erwähnt wird, und behauptet im Gegenteil, Herodes
habe sich milde erwiesen und sich mit der Absetzung des Hohen-
priesters Matthias als eines am Aufstand Mitschuldigen begnügt.
Von einer Beteiligung des Hohenpriesters ist vorher nicht die Rede
gewesen.
Weiter wird aus der Hohenpriesterliste noch mitgeteilt (XVII
165—167), daß unter dem Hohenpriester Matthias einmal ver-
tretungsweise dessen Verwandter Joseph, der Sohn des Ellemos,
einen Tag lang das Amt innegehabt habe, und zwar gerade zur
Zeit einer Mondfinsternis1, was möglicherweise in der Hohen-
1 Diese, nach Boll (Paulys Real-Encyclopädie, Art. „Finsternisse“)
am 13. März 4 v. Chr., bezieht sich nicht auf den Tag der Verbrennung des
Aufrührers Matthias, sondern auf die Nacht, in der der Hohepriester Matthias
träumt, er wohne seinem Weibe bei.
 
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