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Hölscher, Gustav; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1939/40, 3. Abhandlung): Die Hohenpriesterliste bei Josephus und die evangelische Chronologie — Heidelberg, 1940

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https://doi.org/10.11588/diglit.42019#0015
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Die Hohenpriesterliste bei Josephus und die evangelische Chronologie 15

dings im allgemeinen chronologisch dargeboten, jedoch durchbricht
auch hier das sachliche Prinzip gelegentlich die chronologische An-
ordnung. Durch diese sachliche Ordnung, die sich aus der Inein-
anderflechtung von Stoffen verschiedenen Ursprungs ergab, sind
mancherlei Unstimmigkeiten entstanden. Das gilt insbesondere
auch von den Angaben über die Ein- und Absetzung der Hohen-
priester durch Quirinius (XVIII 26: Joasar — Ananos), durch
Valerius Gratus (XVIII 34—35a: Ananos — Ismael — Eleasar —
Simon — Joseph Kaiaphas) und durch Vitellius (XVIII 95. 123:
Joseph Kaiaphas — Jonathan — Theophilos). Es ist leicht er-
sichtlich, daß gerade diese letzteren Angaben sehr lose und ohne
pragmatische Verknüpfung in den erzählenden Zusammenhang ein-
gefügt sind, so daß hier mehr denn je die Frage entsteht, ob die
Datierungen wirklich auf Überlieferung beruhen und nicht viel-
mehr zum Teil Kombination des gelehrten Kompilators sind. Die
wenigen Zeitangaben, die sich finden, sind sehr allgemein: Ismael
ist „nicht lange“, Eleasar und Simon je ein Jahr im Amte. Be-
denken erweckt vor allem die Ansetzung der von Vitellius ab- und
eingesetzten Hohenpriester. Wenn es richtig ist, daß die Abberu-
fung des Pilatus nicht, wie gewöhnlich angenommen wird, vor
Ostern 36, sondern erst vor Ostern 37 erfolgt ist1, so würde nach
der Darstellung der Archäologie ein erster Aufenthalt des Vitellius
in Jerusalem und die Absetzung des Joseph Kaiaphas auf das
Osterfest 37 fallen, ein zweiter Aufenthalt des Vitellius in Jeru-
salem auf ein Fest, bei welchem er den Nachfolger des Kaiaphas,
Jonathan, wieder absetzt. Dies Fest, während dessen Vitellius die
Nachricht vom Tode des Tiberius (f 16. März 37) erhält, müßte
dann das Pfingstfest gewesen sein und Jonathan wäre nur 50 Tage
lang Hohenpriester gewesen. Diese Annahme2 ist höchst unwahr-
scheinlich. Einen Grund für eine so baldige Wiederabsetzung Jona-
thans weiß der Schriftsteller nicht anzugeben, und sie ist im Zu-
sammenhang der Vergünstigungen, die Vitellius den Jerusalemern
damals gewährt — Erlassung der Marktzölle und Überlassung des
Hohenpriesterkleides — auffällig. W. Otto, dessen eingehende
Begründung ich hier nicht wiederholen möchte3, hat gezeigt, daß
hier derselbe Besuch des Vitellius zweimal erzählt ist; es handelt
sich bei beiden Berichten um den gleichen Besuch am Osterfeste 37.
1 Vgl. unten S. 24.
2 Von Joachim Jeremias (Jerusalem zur Zeit Jesu, 1937, II B S. 56).
3 W. Otto, a.a.O., Sp. 185f.
 
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