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Hölscher, Gustav; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1939/40, 3. Abhandlung): Die Hohenpriesterliste bei Josephus und die evangelische Chronologie — Heidelberg, 1940

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https://doi.org/10.11588/diglit.42019#0021
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Die Hohenpriesterliste bei Josephus und die evangelische Chronologie 21

gleicht. Alle Bedenken gegen die Zuverlässigkeit verschwinden,
sobald wir in die Zeit Agrippas I. und der späteren Prokuratoren
kommen. Die drei Ernennungen durch Agrippa I. verteilen sich
leicht auf die drei Jahre seiner Regierung. Daß wieder zwei An-
gehörige der Boethosfamilie durch ihn ins Amt kommen, entspricht
der herodeischen Tradition; daß daneben ein Ananossohn ernannt
wird, stimmt zu der um Parität bemühten Art Agrippas I., der
sich auch sonst den Juden gefällig zu erweisen suchte (AG 12, 3).
Vor allem werden jetzt auch Details über einzelne Hohepriester
berichtet, die auf wirklicher Tradition oder Erinnerung des Schrift-
stellers beruhen, so über Jonathan, dem Agrippa vor der Ernen-
nung seines Bruders Matthias das Amt von neuem anträgt, so über
die dreimonatliche Amtszeit des jüngeren Ananos, seine Absetzung
durch Agrippa II. und seinen grausamen Charakter (XX 200—203)1,
so über die Rivalität zwischen Jesus, dem Sohn des Damnaios,
und Jesus, dem Sohne Gamaliels.
Dazu kommen noch weitere Details, die über diese späteren
Hohenpriester berichtet werden. Ananias wird im Zusammenhang
mit den Unruhen unter Cumanus im Jahre 52 nach Rom geschickt.
Ismaels Amtszeit endet, als er im Jahre 62 zusammen mit dem
Tempelschatzmeister Helkias in Rom als Geisel festgehalten wird.
Man sieht, der Schriftsteller verfügt für die Hohenpriester
dieser späteren Zeit über gute Überlieferung, möglicherweise über
eigene Erinnerung. Dagegen wird man die Daten über die Amts-
zeiten der Hohenpriester vor Agrippa I. mit Vorsicht ansehen
müssen. Als sicher dürfen die Namen und die Reihenfolge der
Hohenpriester dieser Zeit gelten. An absoluten Daten aber besit-
zen wir außerhalb der Liste nur die Ernennung des Simon, des
Sohnes des Boethos, durch Herodes zwischen 23 und 20 v. Chr.,
und für die Amtszeit Joasars das Jahr der Schatzung des Qui-
rinius 6 n. Chr. (XVIII 3).
Das weitere bleibt Vermutung. Man könnte sich z. B. vor-
stellen, daß die Herrschaft der Boethosfamilie, die unter Herodes
und Archelaos dauernd das Amt inne hatte, mit dem Jahre 6 n. Chr.
endete und die römischen Prokuratoren fortan Hohepriester aus
anderen Familien, vor allem aus der des Ananos, ernannt hätten.
Wenn Jesus, der Sohn des Σεε, ein Bruder oder wenigstens ein
1 Eine Charakteristik, die übrigens in schroffem Gegensatz steht zu der
des Josephus in bell. IV 319ff. — auch dies ein Beweis dafür, daß Josephus
in der Archäologie nach einer Vorlage gearbeitet hat.
 
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