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Weinreich, Otto; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1940/41, 1. Abhandlung): Martials Grabepigramm auf den Pantomimen Paris: XI,13 — Heidelberg, 1941

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https://doi.org/10.11588/diglit.42020#0013
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Martials Grabepigramm auf den Pantomimen Paris

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seine Palinodie gesungen und sich für neue Aufträge verfügbar ge-
zeigt. Schmoock1 läßt es offen, ob Martial im Auftrag geschrieben
hat oder aus eigenem Antrieb. Bühnengrößen vergißt man schnell;
wie sollte Martial von sich aus dem toten Mimen einen literarischen
Kranz geflochten haben ? Dagegen ist es ohne weiteres verständ-
lich, daß sich die Kaiserinwitwe an Martial, als den damals be-
kanntesten und angesehensten Dichter auf diesem Felde, gewandt
hat, um das Grabmal mit einem würdigen Epitaph zu versehen.
Das Gedicht ist von Anfang an für das Grab bestimmt, nicht lite-
rarisches Spiel aus Anlaß von dessen Errichtung, die Aufsehen ge-
macht haben mag. Allenfalls ließe sich annehmen, ein Konkurrent
hatte den Auftrag erhalten, und Martial will nun im Buch zeigen,
daß er es besser gekonnt hätte. In jedem Fall: gut hat er die Sache
gemacht. Alles Fleikle bleibt unausgesprochen (und das spricht
m. E. für einen Auftrag), das Grausige ist durch die lange Zeit
in den Hintergrund gedrängt, es bleibt die Klage um den Verlust
von etwas, das einst glanzvoll und heiter gewesen.

II.
Das Gedicht weist den reinen Typus von Grabepigramm mit
Elogium auf2. Alter Sitte gemäß spricht das Grabmal zum Vor-
übergehenden3 und mahnt ihn stehen zu bleiben; der gewiß nicht
zufällige Stabreim noli nobile praeterire marmor macht die Mahnung
eindringlich4. Vers 1 und 2 stellen den Epitaph-Charakter heraus,
nennen jedoch den Namen des Bestatteten noch nicht. Seinem
Lob gelten v. 3—6, die eine besondere, nachher zu erläuternde
Form von ich möchte sagen indirektem Elogium enthalten. Die
Schlußzeile weist nochmals auf die Grabstätte hin. Eine Ring-
komposition also; nobile marmor und hoc sepulchro umrahmen in
variiertem Ausdruck. Das Gedicht ist darin echt epigrammatisch,
daß es — Spannung weckend -— den Namen des Toten bis zum
letzten Vers aufspart und mit ihm als vorletztem Wort den ,,Auf-

1 a.a.O. 17.
2 Schmoock, a.a.O. 17.
3 Beispiele bei Schmoock 10; 17.
4 Vgl. auch Schmoock 18; da ich in der Übersetzung diese Alliteration
nicht herausbrachte, habe ich durch „achtlos“ verdeutlicht; nobile dann noch
mit „achtbar“ zu übersetzen, wäre wieder zu grob.
 
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