Metadaten

Künßberg, Eberhard; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1940/41, 3. Abhandlung): Messerbräuche: Studien zur Rechtsgeschichte und Volkskunde — Heidelberg, 1941

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.42022#0018
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
18

Eberhard Freiherr von Künssberg:

lichkeit coram cunctis assistentibus wird das Messer gebrochen, super
altare1. Einmal wird das Wahrzeichen auch gebrochen, damit es
nicht später unzulässigerweise benützt würde2:
qui ne quando forsitan usui esset, illico nos effregimus atque ad
resecandum calumniae silicem, si forte renasceretur, in testi-
monium reservan praecepimus.
Du Cange3 bringt eine Urkunde aus Poitou bei, die von einem
Hirschlederriemen mit anhängendem Messer spricht:
Willelmus comes Pictaviensis fecit donum super altare s. Mariae
cum corrigia cerai cultellum continente, accipiens 30 sol. chari-
tatis ab eodem conaentu.
Es wäre noch festzustellen, ob hier der Riemen oder das Messer das
Wesentliche sind. Denn es kommt auch der Riemen (Gürtel) allein
als Traditionssymbol vor, wobei zur Gedächtnishilfe drei Knoten
in den Riemen gemacht werden; eine Urkunde von 1109, gleich-
falls aus Poitou4, besagt:
dedimus . . et hoc cum corrigia quadam, quam tenebamus in
manu, in qua tres noch sunt facti ad signum; quae corrigia ad-
huc seraatur.
Die Schenkungsurkunden aus Frankreich und England be-
tonen, daß die Urkunde und das Messer oder die sonstigen Wahr-
zeichen auf den Altar gelegt und so dem Heiligen dargebracht wer-
den5; es sind ja in der Regel Vergabungen an die Kirche, genauer
an irgendeinen Heiligen. In einer burgundischen Urkunde vom
Jahre 1034 werden mit dem Messer noch Handschuhe, Rasen und
andere Symbole auf den Altar gelegt6:
hanc oblationis cartam, quam ego ipse legali concessione per
festucam, per cultellum, per wantonem, per wasonem super altare
posui, manu propria subterfirmavi.
Die Formel super altare posui kehrt immer wieder; cum quodatn
cultello, quem super altare posui; donationem . . posuit manu pro-
pria super altare dominicum eiusdem Saticti cum cultello7, per arta-
1 Du Gange IV 411.
2 Du Gange IV 411.
3 Du Cange IV 414.
4 Wissmann, Förmlichkeiten bei Landübertragungen in England / Arch.
für Urkundenforschung 3 (1911), 263ff., ferner oben S. 11, Anm. 6; Round,
Calendar of Documents, S. 1. 110. 204. 400. 402. 409. 439.
5 Du Cange IV 412.
6 Ebenda; ferner: per cultellum super altare posuerunt signum pactionis
huius (Winchcomb Landboc I 212). 7 Du Cange IV 412.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften