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Künßberg, Eberhard; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1940/41, 3. Abhandlung): Messerbräuche: Studien zur Rechtsgeschichte und Volkskunde — Heidelberg, 1941

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https://doi.org/10.11588/diglit.42022#0042
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Messerbräuche. Studien zur Rechtsgeschichte und Volkskunde 39

Mend wordher yesthen saa paamynth och hand beer syne wapne
alligewell, tha schall hans handt meth then samme kniff, swerdt
eller spind giennemsthinges.
Hwo andhen slaar med kniff, tha schall hans hand stynnges
ygiennem.
Nur bei Ergreifung auf frischer Tat schreibt das Durchschlagen vor
die Rigaer Rechtsaufzeichnung für Hapsal1 (von 1279):
we dem anderen wundeth myth eyne nieste, also dath ith neue
dothwunde is effte lemede, kan meyn eyne vorwynnen myth tuge1
he schal eme darvor beterende myt XII mark penynge unde der
stath VI mark penynge. werth ock dath niest bogrepen an syner
hanth, meyn schal yth eme dorch de hanth slan, effte he sal de
hanth losen van dem racle myt. XII mark penynge.
Vereinzelt findet sich auch im friesischen Recht2 eine einschlägige
Bestimmung:
thet ma anda londe nen long sax ne droge; sa hwa sei ther mithi
enne mon sloge, thet hine mith twam ieldon gulde, ancl ma him
sine ferra honcl opa tha thingstapule of sloge; ac wndaderne, thet
mam thet sax thruch sine ferra hond' sloge midda alle Riostringon.
Weiters ist das viel angeführte oldenburgische Messeredikt zu
erwähnen, die Verordnung3 wegen Messerzücken von 1638. Wenn
durch das Messerzücken niemand verwundet wurde, so besteht die
Strafe lediglich im Prangerstehen, wobei das Messer am Pranger
dazugesteckt wird; bei Verwundung wird das Messer am Pranger
durch die Hand durchgeschlagen. Die Dauer des Prangerstehens
ist auf drei Stunden bemessen:
Wenn einer ein Messer, den andern damit zu beleidigen und
Schaden zuzufügen zücket, ihn aber nicht verwundet, soll auf dem
Lande ohne weitern Prozeß, auf einen Predigttag, an einen dazu
absonderlich vor dem Kirchhof gesetzten Pfahl, auf welchen sein
Messer zu stecken, in den Städten auf dem Markte, bei dergleichen
Pfahl drei Stunden stehen, und also die Schande büßen. Wie
dann an Orten, da kein Pfahl zu finden, unsere Voigte . . . den-
selben ungesäumt setzen zu lassen . . haben.
Würde einer sich noch weiter muthwillig vergehen, und mit dem
Messer einen andern verwunden, gleichwol solcher Schade
nicht tödtlich seyn; so soll er an gedachten Pfahl gestellet, das
1 Napiersky, Quellen des Rigaer Stadtrechts, 1876, S. 21.
2 y. Richthofen, Friesische Rechtsquellen, 1840, S. 117.
3 IIellfeld, Repertorium juris privati, 1753ff. III (1760) 2123.
 
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