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Künßberg, Eberhard; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1940/41, 3. Abhandlung): Messerbräuche: Studien zur Rechtsgeschichte und Volkskunde — Heidelberg, 1941

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https://doi.org/10.11588/diglit.42022#0068
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IV. Kapitel.
§ 15. Bunte Reihe.
1. Kerbzeichen. — 2. nicht abwischen. —• 3. Kraft-
probe. — 4. blutiges Messer. — 5. abwaschen. —-
6. Hänselmesser. —7. Friedgebot.
1. Messer eignen sich in mannigfacher Weise für demonstrative
Handlungen. In den Rechtsquellen gibt es dafür verschiedene Bei-
spiele. Wenn etwa der Zinspflichtige bei Erfüllung seiner Pflicht
niemand im Hofe findet, der zur Entgegennahme der Abgabe
bereit ist,
so sieht er drige siege mit eime messer in den nesten stecken,
die sont sin gezuge sin, daß nieman die zinse von ime empfohen
wolte1.
Die drei Kerbschläge in den nächsten Pfosten sichern ihm den
Beweis seiner Pünktlichkeit und Bereitwilligkeit.
Das Messer ist das gegebene Werkzeug für jegliches Kerb-
zeichen; wenn es etwa heißt, daß Wein mit dem Messer gezeichnet
wird, so versteht man darunter das Anbringen von Kontrollzeichen
an den Fässern; z. B. der2 Eid der städtischen Weinvisierer in
Köln vom Jahre 1342 schreibt vor:
sij en soilen usserme kelre nyet ghain by yrme eyde, sij en
haven die wijne mit dem metze gestechen, die sij vergiert haint.
In der Fassung von 1407 heißt es3:
sy en haven de virgierde wyne mit dem metze gezeichent.
2. Um auszudrücken, daß jemand sofort, unverzüglich für eine
Rechtshandlung bereit sein soll, gebrauchen niedersächsische Weis-
ttimer die Wendung, daß er sein Messer nicht abwischen dürfe,
wenn er gerade bei Tisch sitzt, sondern es unabgewischt einstecken
und sich auf den Weg machen soll4 5.
1 Grimm, Weistümer IV 74, Weistum des Dinghofs von Niederburn-
haupt im Elsaß von 1382.
2 W. Stein, Akten zur Geschichte der Verfassung und Verwaltung der
Stadt Köln II (1895), 10.
3 Ebenda 194.
4 Grimm, Rechtsaltertümer4 I, 136. Da man das Messer bei sich trug,
war das jedesmalige sofortige Säubern nach dem Gebrauch wichtig und selbst-
5 Sitzungsberichte d. Heidelb. Akad., phil.-hist. Kl. 1940/41, 3. Abh.
 
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