Messerbräuche. Studien zur Rechtsgeschichte und Volkskunde 73
gemacht worden sein und darf nur zu solchen Stellungen verwendet
werden. Fehlt es nun bloß bei einigem Vieh, so nimmt man das
Messer zur Hand, legt das Brot fest auf die Klinge und geht nun
so im Stall herum. Bei dem Stück, wo es fehlt, springt das Brot
weit von der Klinge und das Vieh fängt zu schnaufen an.“
Da Messer und Hacke sich im Volksbrauch vertreten können,
so ist hieher auch die steirische Meinung zu stellen, daß verlornes
Vieh solange vor schlechter Behandlung und Tötung sicher ist, als
eine Hacke über der Haustüre stecken bleibt1, ln Norwegen wird
über der Kuh, die zum erstenmal kalbt, ein Messer in den Balken
gesteckt2. Um verlorne Gegenstände wieder zu bekommen, soll
man drei Messer in die Tür stecken3. Ja, sogar ein durchgegan-
gener Ehemann kann mit solchem Zauber zurückgeholt werden;
wenigstens wurde so im Jahre 1589 in Gratwein bei Graz ge-
zaubert4.
Durch Einstecken des Messers wird eben gebannt, festgehal-
ten5. Wenn man ein Messer in einen Obstbaum sticht, bannt man
den Dieb, so daß er sich erst wieder rühren kann, wenn das Messer
wieder herausgezogen wird6. Doch nicht nur gegen menschliche
Schädlinge hilft das Messer; auch gegen Naturgewalten, die man
sich ja personifiziert dachte. Ein offenes Messer zwischen den
Zähnen gehalten ist zauberkräftig gegen Geister, wie Irrlicht usw.7.
Wird der Bauer beim Ackern vom Wirbelwind überrascht, so soll
er sein Messer in den Pflug stecken8. In gleicher Weise hilft es
dem Schiffer gegen bösen Wind, wenn er das Messer in den Mast-
baum stößt9. Drei Messer, die während der heiligen Nächte auf
dem Eßtisch gelegen haben, vertreiben schlechtes Wetter, wenn sie
in den Zaun gesteckt werden10.
1 Byloff, Verbrechen der Zauberei, 1902, S. 397f.
2 Liebrecht, Zur Volkskunde, 1879, S. 315.
3 Byloff, a.a.O., 378.
4 Ebenda.
5 Laistner, Das Rätsel der Sphinx, 1889, I 109f.
6 Karasek-Strzygowski, Sagen der Deutschen in Galizien, 1932,
Nr. 644, S. 240; Karasek-Strz ygowski, Sagen der Deutschen in Wolhynien
und Polesien, 1938, Nr. 656, S. 173; Handwörterbuch d. d. Aberglaubens
VI, 197.
7 in Argylshire: Notes and Queries, 4th Ser. VIII (1871), 51.
8 Wuttke, Deutscher Volksaberglaube3, § 444.
9 Handwörterbuch d. d. Aberglaubens VI, 193.
10 Byloff, a.a.O., 379.
gemacht worden sein und darf nur zu solchen Stellungen verwendet
werden. Fehlt es nun bloß bei einigem Vieh, so nimmt man das
Messer zur Hand, legt das Brot fest auf die Klinge und geht nun
so im Stall herum. Bei dem Stück, wo es fehlt, springt das Brot
weit von der Klinge und das Vieh fängt zu schnaufen an.“
Da Messer und Hacke sich im Volksbrauch vertreten können,
so ist hieher auch die steirische Meinung zu stellen, daß verlornes
Vieh solange vor schlechter Behandlung und Tötung sicher ist, als
eine Hacke über der Haustüre stecken bleibt1, ln Norwegen wird
über der Kuh, die zum erstenmal kalbt, ein Messer in den Balken
gesteckt2. Um verlorne Gegenstände wieder zu bekommen, soll
man drei Messer in die Tür stecken3. Ja, sogar ein durchgegan-
gener Ehemann kann mit solchem Zauber zurückgeholt werden;
wenigstens wurde so im Jahre 1589 in Gratwein bei Graz ge-
zaubert4.
Durch Einstecken des Messers wird eben gebannt, festgehal-
ten5. Wenn man ein Messer in einen Obstbaum sticht, bannt man
den Dieb, so daß er sich erst wieder rühren kann, wenn das Messer
wieder herausgezogen wird6. Doch nicht nur gegen menschliche
Schädlinge hilft das Messer; auch gegen Naturgewalten, die man
sich ja personifiziert dachte. Ein offenes Messer zwischen den
Zähnen gehalten ist zauberkräftig gegen Geister, wie Irrlicht usw.7.
Wird der Bauer beim Ackern vom Wirbelwind überrascht, so soll
er sein Messer in den Pflug stecken8. In gleicher Weise hilft es
dem Schiffer gegen bösen Wind, wenn er das Messer in den Mast-
baum stößt9. Drei Messer, die während der heiligen Nächte auf
dem Eßtisch gelegen haben, vertreiben schlechtes Wetter, wenn sie
in den Zaun gesteckt werden10.
1 Byloff, Verbrechen der Zauberei, 1902, S. 397f.
2 Liebrecht, Zur Volkskunde, 1879, S. 315.
3 Byloff, a.a.O., 378.
4 Ebenda.
5 Laistner, Das Rätsel der Sphinx, 1889, I 109f.
6 Karasek-Strzygowski, Sagen der Deutschen in Galizien, 1932,
Nr. 644, S. 240; Karasek-Strz ygowski, Sagen der Deutschen in Wolhynien
und Polesien, 1938, Nr. 656, S. 173; Handwörterbuch d. d. Aberglaubens
VI, 197.
7 in Argylshire: Notes and Queries, 4th Ser. VIII (1871), 51.
8 Wuttke, Deutscher Volksaberglaube3, § 444.
9 Handwörterbuch d. d. Aberglaubens VI, 193.
10 Byloff, a.a.O., 379.