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Nikolaus [Hrsg.]; Baur, Ludwig [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1940/41, 4. Abhandlung): Nicolaus Cusanus und Ps. Dionysius im Lichte der Zitate und Randbemerkunge des Cusanus — Heidelberg, 1941

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https://doi.org/10.11588/diglit.42023#0015
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1. Nicolaus Gusanus und Ps. Dionysius im Lichte der Zitate

15

Das Zitat aus dem ersten Briefe an Gaius lautet:

Docta ignorantia I, 16:
In epistola ad Gaium ipsum super
omnem mentem atque intelligentiam
nosci.

Traversariübersetzung:
Et super omnem mentem atque intel-
ligentiam noscitur.

Diese beiden letzten Zitate lassen, wie mir scheint, mit großer
Wahrscheinlichkeit auf eine Kenntnis der TRAVERSARi-Übersetzung
schon vor 1440 schließen.
Diese Übersetzung fand das höchste Lob des Nicolaus Gusa-
nus. In einem Briefe an den Abt und die Mönche in Tegernsee vom
14. September 1453 (Vansteenberghe ep. 5, S. 116/7) sagt er von
ihr, sie sei ein ,,optime translatus textus“. In dem Briefe des Abtes
Ayndorffer an Nicolaus nennt sie dieser, offenbar dem Urteil
des Cusaners folgend, ,,nova textus Dionysii translatio optima“.
(Vansteenberghe ep. 6, S. 117) L Erwähnt wird sie auch in den
Briefen 8, 9, 10 bei Vansteenberghe S. 120, 122 und 123. (Über
Ambrosius Traversari vgl. Pier Ctiorgio Bicci in La Rinascita II
(1939) S. 578 ff). In De non aliud (1462) c. 14 (171, 37 ff.) heißt es:
, Alii aliter eins verba latine reddiderunt; ceterum ego ex fratris
Ambrosii Camaldulensium generalis, novissimi interpretis, trans-
latione quae mihi proposito videbuntur inservire ex ordine subiun-
gam“. Aus dieser Übersetzung schöpfte Nicolaus hauptsächlich
seine DionYsius-Zitate.
Neben den Übersetzungen kannte und benützte Nicolaus
auch eine Reihe von Kommentatoren der Areopagitica.
In der Apologia doctae ignorantiae [1449] (20—21) führt er ein
Zitat seines Gegners Wenck an, in dem mehrere derselben namhaft
gemacht sind. Wenck sagt an dieser Stelle: ,,Sed si se gratiam
assequi sperat, ut de caecitate ad lumen transferatur, legat cum
intellectu Mysticam theologiam iam dictam, Maximum monachurn,.
Hugonem de S. \Tctore, Robertum Lincolniensem, Ioannem Scot.i-
genam, abbatemVercellensemetceteros moderniores commentatores
illius libelli; et indubie se hactenus caecum fuisse reperiet.“
In der Schrift De venatione sapientiae [1463] zitiert er c. 33
(p. I, 215r) den Kommentar des Thomas von Aquin zu
De divinis nominibus, den er also auch gelesen hatte.
1 Übrigens hat schon Übinger, Gotteslehre 177 A. 22 darauf aufmerksam
gemacht, daß die Übersetzung des Traversari ein so hohes Lob nicht verdiene,
da sie viel, sehr viel zu wünschen übrig lasse.
 
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