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Nikolaus [Hrsg.]; Baur, Ludwig [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1940/41, 4. Abhandlung): Nicolaus Cusanus und Ps. Dionysius im Lichte der Zitate und Randbemerkunge des Cusanus — Heidelberg, 1941

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https://doi.org/10.11588/diglit.42023#0018
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II. Die Dionysiuszitate des Nicolaus Cusanus
1. Was die Persönlichkeit des Areopagiten angeht, so hält ihn
Nicolaus für den Schüler des hl. Apostels Paulus. In De vena-
tione sapientiae [1463] c. 30 (I, 214r) sagt er ausdrücklich: „Paulus
apostolus eiusdem Dionysii magister“. Philosophiegeschichtlich
gesehen, reiht er ihn unter die Platonici ein. Der platonisierende
Einfluß auf die areopagitischen Schriften ist ihm also nicht entgan-
gen. Wiederholt (so z. B. De venat. sap. c. 21 u. 22, 209r ff.)
spricht er davon, daß Ps. Dionysius den Plato nachgeahmt
habe und zwar, wie er Apologia 10, 10ff. sagt: so stark, ,,ut
saepius Platonis (in Parmenide) verba seriatim posuisse repe-
riatur.“ Freilich läßt ihn seine Ansicht, in ihm einen wirklichen
PAULUS-Schtiler erkennen zu müssen, nicht zu einer richtigen Be-
stimmung seiner Stellung innerhalb des Platonismus kommen.
Dies trifft vor allem zu und tritt am deutlichsten in die Erscheinung
bei Bestimmung seines Verhältnisses zu dem Neuplatoniker Pro-
klus. So ist Nicolaus der Überzeugung, daß der Areopagite vor
Proklus gelebt habe. In De non aliud (1462) trägt er die Be-
hauptung vor: „Proculum tuum, Petre, Dionysio Areopagita tem-
pore posteriorem fuisse certum est; an autem Dionysii scripta vide-
rit est incertum.“ In der Schrift De venatione sapientiae [1463]
c. 22 I, 209v) schreibt er: „Proculus vero, qui Originem allegat, post
Dionysium venit. Dionysium sequendo unum et bonum ... de
primo negat.“ Die Consequenz fordert dann natürlich die Annahme,
daß nicht Dionysius aus diesen späteren Platonikern, sondern
umgekehrt diese aus ihm geschöpft haben. Das war in der Tat die
Auffassung, die bereits Suidas um das Jahr 1000 in seinem Lexikon
s.v. Διονύσιος ’ Αρειοπαγίτης vertrat und die bis in die neueste Zeit noch
ihre Verteidiger hatte. So sagt auch Alrert Jahn, Dionysiaca,
Altona und Leipzig 1889 S. VII, daß Proklus es nicht verschmäht
habe, auch aus den christlichen platonischen Schriften des Diony-
sius zu schöpfen.
Farer Stapulensis, der derselben Ansicht huldigt, tadelt im
übrigen den Cusaner wegen seiner Behauptung, Dionysius sei
ein Platoniker gewesen, indem er in der Einleitung zu seiner Edition
 
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