Johannes Kymeus: Des Babsts Hercules wider die Deudschen
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bey dem Bapst sey zu binden vnd *auffzulösen. Denn wenn solchs
also were, so künd ein Concilium den Bapst nicht suspendiren oder
reformiren. Welchs gegenteil er sähe inn allen alten Scribenten,
ward auch mit der that verneint, da das Concilium zu Costnitz
vnd das zu Basel etliche Decret wider den Bapst sub suspensionis
pena gestalt hat, da denn erstlich der Bapst in Germania seine
höchste krön verlorn hat zur rach des vnschuldigen bluts Jo-
hannis Huss vnd Hieronymi von Praga. Auch hat er nicht sagen
können, das man aus Christlicher pflicht mehr solt dem Bapst denn
andern predigern gehorchen. Denn solche pflicht ist Christlicher
freiheit zuwider vnd sein in foro conscientie alle Bischoff gleich.
Vnd hat auch die Christenheit keinen gewalt, inn einen zu bewilli-
gen, der in foro conscientie solt der gröste sein. Denn das heist
Christum verwerffen, die Christliche freiheit vbergeben vnd aus
dem Himelreich ein irdisch Reich machen. Hie, spricht Cusa, ist
nur ein Magisterium, nemlich Christus Matth. 23: Nolite vocari Rabbi.
Aber inn euserlichen dingen, so zur besserung vnd einigkeit
dienen, bat er dem Bapst keinen andern gewalt zuerkant, denn
nur, so aus der Gemein bewilligung entstehet, wie er sagt li. 2 c. 34:
Wenn die Gemeine bewilligt inn den Bischoff zu Trier, so wer cler-
selbige Petri stathalter, vnd nicht der Römische Bischoff.
Ivürtzlich, weil Cusanus sähe den grossen zwispalt der gelarten
im Concilio zu Basel, da etzliche defendirten das Bapstum als wer
von Christo coa*ctivus principatus inn Christi Gemein auffgerich-
tet, die andern aber wolten solchs nicht gestaten, lereten, es wer
nur aus bewilligung der Gemein, solche herschafft zu achten, hat
er das mittel hie erwelet, sagt, solche herschafft sey von Christo
durch mittel der Gemeine zugericht. Weil er aber selber sihet, das
solch sein concordiren sich nicht schicken wil, gibt er solchen seinen
concept für vngewis dar, also, das daselbst der Cusanus alle die
Epitheta, so er dem Babst zuleget, auff einen vngewissen dünckel,
laut seinen eigen wort, erbawet hat. Darumh, da er mit gewisser
schrifft des Bapsts Tiranney widerleget, da wollen wir in annemen;
da er aber mit vngewisem dunckel heuchlet, da wollen wir ihn den
Papisten lassen, bis so lang sie selbest der heuchley innen werden.
4—6. CC II, 18, S. 198. 7—8. Vgl. Paraleipomena, S. 398ff.
8—13. Vgl. zu diesen Ausführungen CC II, 13, S. 150.
15—16. CC II, 34, S. 300. 16. [Matth. 23, 8].
20—21. CC II, 34, S. 305. 23—27. Vgl. CC II, 34, S. 306.
27—28. CC II, 34, S. 304. 31. Vgl. CC II, 34.
1 TERENTIUS, Phormio 506; vgl. A. Otto, Sprichwörter der Römer,
Leipzig 1890, S. 199.
*fol. Cijr
Der Bapst hat
zur zeit Con-
stanciensis
vnd Basilien-
sis Concilii inn
Germania sein
höchste ehr
verlorn.
10
Ingenuus se
servum scri-
bens non
amittit liber-
tatem.
15
20
*fol. Cif
25
30
Das heist
wollen vnd
nicht dürften,
sed auribus
tenere lu-
pum'.
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bey dem Bapst sey zu binden vnd *auffzulösen. Denn wenn solchs
also were, so künd ein Concilium den Bapst nicht suspendiren oder
reformiren. Welchs gegenteil er sähe inn allen alten Scribenten,
ward auch mit der that verneint, da das Concilium zu Costnitz
vnd das zu Basel etliche Decret wider den Bapst sub suspensionis
pena gestalt hat, da denn erstlich der Bapst in Germania seine
höchste krön verlorn hat zur rach des vnschuldigen bluts Jo-
hannis Huss vnd Hieronymi von Praga. Auch hat er nicht sagen
können, das man aus Christlicher pflicht mehr solt dem Bapst denn
andern predigern gehorchen. Denn solche pflicht ist Christlicher
freiheit zuwider vnd sein in foro conscientie alle Bischoff gleich.
Vnd hat auch die Christenheit keinen gewalt, inn einen zu bewilli-
gen, der in foro conscientie solt der gröste sein. Denn das heist
Christum verwerffen, die Christliche freiheit vbergeben vnd aus
dem Himelreich ein irdisch Reich machen. Hie, spricht Cusa, ist
nur ein Magisterium, nemlich Christus Matth. 23: Nolite vocari Rabbi.
Aber inn euserlichen dingen, so zur besserung vnd einigkeit
dienen, bat er dem Bapst keinen andern gewalt zuerkant, denn
nur, so aus der Gemein bewilligung entstehet, wie er sagt li. 2 c. 34:
Wenn die Gemeine bewilligt inn den Bischoff zu Trier, so wer cler-
selbige Petri stathalter, vnd nicht der Römische Bischoff.
Ivürtzlich, weil Cusanus sähe den grossen zwispalt der gelarten
im Concilio zu Basel, da etzliche defendirten das Bapstum als wer
von Christo coa*ctivus principatus inn Christi Gemein auffgerich-
tet, die andern aber wolten solchs nicht gestaten, lereten, es wer
nur aus bewilligung der Gemein, solche herschafft zu achten, hat
er das mittel hie erwelet, sagt, solche herschafft sey von Christo
durch mittel der Gemeine zugericht. Weil er aber selber sihet, das
solch sein concordiren sich nicht schicken wil, gibt er solchen seinen
concept für vngewis dar, also, das daselbst der Cusanus alle die
Epitheta, so er dem Babst zuleget, auff einen vngewissen dünckel,
laut seinen eigen wort, erbawet hat. Darumh, da er mit gewisser
schrifft des Bapsts Tiranney widerleget, da wollen wir in annemen;
da er aber mit vngewisem dunckel heuchlet, da wollen wir ihn den
Papisten lassen, bis so lang sie selbest der heuchley innen werden.
4—6. CC II, 18, S. 198. 7—8. Vgl. Paraleipomena, S. 398ff.
8—13. Vgl. zu diesen Ausführungen CC II, 13, S. 150.
15—16. CC II, 34, S. 300. 16. [Matth. 23, 8].
20—21. CC II, 34, S. 305. 23—27. Vgl. CC II, 34, S. 306.
27—28. CC II, 34, S. 304. 31. Vgl. CC II, 34.
1 TERENTIUS, Phormio 506; vgl. A. Otto, Sprichwörter der Römer,
Leipzig 1890, S. 199.
*fol. Cijr
Der Bapst hat
zur zeit Con-
stanciensis
vnd Basilien-
sis Concilii inn
Germania sein
höchste ehr
verlorn.
10
Ingenuus se
servum scri-
bens non
amittit liber-
tatem.
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*fol. Cif
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Das heist
wollen vnd
nicht dürften,
sed auribus
tenere lu-
pum'.
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