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Dibelius, Martin; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1941/42, 2. Abhandlung): Rom und die Christen im ersten Jahrhundert — Heidelberg, 1942

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https://doi.org/10.11588/diglit.42027#0023
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Rom und die Christen im ersten Jahrhundert

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verantwortlich zu machen ist. Für den Charakter seiner Darstel-
lung zeugt die Aussage über beide Apostel: έως θανάτου ήθλησαν.
Von Petrus wird als Hauptsache ausgesagt: ύπήνεγκεν πόνους. Nun
sind πόνος wie πονεΐν die immer wiederkehrenden Bezeichnungen
der Gefahren oder Beschwerden, die der als Athlet gedachte Weise
zu bestehen hat. Dem Apostel Paulus gelten die Aussagen υπομονής
βραβεΐον έδειξεν und τό γενναΐον τής πίστεως αύτοΰ κλέος έλαβεν,
deren Beziehung zu dem Athletenbilde nicht bewiesen zu wer-
den braucht; aber auch ύπομονής μέγιστος υπογραμμός gehört da-
hin, denn die Ausdauer, mit der man die πόνοι erträgt, ist die
wesentliche Eigenschaft des philosophischen Athleten. Von den
Einzelheiten der Darstellung wird noch die Rede sein; vorerst
genügt es, das unterschiedslose Nebeneinander von Leiden und
Leistungen in der Schilderung des Paulus hervorzuheben: Fesseln
tragen und Gerechtigkeit lehren hegt hier auf einer Ebene. Aber
das ist wieder bezeichnend, denn das Ertragen von πόνοι und das
Ableisten von έργα — beides gehört zu den άθλα des Athleten. Wie
Herakles bei Dion (S. 22 Anm. 2), so ist eben auch Paulus beides:
πονών wie άγωνιζόμενος, Dulder und Kämpfer in einem!
Von der Menge der anderen Märtyrer heißt es τούτοις τοις
άνδράσιν .... συνηθροίσθη πολύ πλήθος. Man hat darüber ge-
stritten, ob diese Zeugen sich den Aposteln als Märtyrer auf Erden
oder als Verklärte im Himmel „zugesellen“. Keine von diesen
Antworten scheint mir richtig zu sein; der Ort der Begegnung
zwischen den beiden Gruppen ist vielmehr die imaginäre Arena, in
der die Kämpfe der christlichen „Athleten“ stattfinden. Diese Be-
ziehung wird über jeden Zweifel hinausgehoben durch die Anwen-
dung auf die Gegenwart, die der Verfasser dem ganzen Abschnitt
folgen läßt: „Dies, Geliebte, schreiben wir nicht nur zu eurer Er-
mahnung, sondern wir halten es uns auch selbst vor; wir befin-
den uns ja auf dem gleichen Kampfplatz (έν γάρ τω αύτω έσμέν
σκάμματι) und uns hegt der gleiche Kampf ob“ (7, l)1. Ganz in
der gleichen Weise wird von den christlichen Märtyrerinnen gesagt
επί τον τής πίστεως βέβαιον δρόμον κατήντησαν „sie gelangten zu
einem sicheren (d. h. des Zieles sicheren) Wettlauf des Glaubens“;
auch hier ist von jener imaginären Arena die Rede, in der wie alle
philosophischen „Athletenkämpfe“ auch der Wettlauf im Glauben
1 Nach Epiktet IV 8, 26 hat Sokrates alle in die Kampfbahn (ebenfalls
σκάμμα) gefordert, um ihnen den Unterschied zwischen Sein und Schein deut-
lich zu machen.
 
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