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Dibelius, Martin; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1941/42, 2. Abhandlung): Rom und die Christen im ersten Jahrhundert — Heidelberg, 1942

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https://doi.org/10.11588/diglit.42027#0051
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Rom und die Christen im ersten Jahrhundert

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mit dem Tier gesiegt haben. Die Überwindersprüche bergen also
einen Hinweis auf die Verfolgungsnot.
Freilich einen versteckten Hinweis — wie denn überhaupt die
Tonart dieser einleitenden Briefe nicht die des apokalyptischen
Buches ist. Die Briefe haben nicht den Stil der himmlischen
Triumphgesänge und nicht das Pathos der Notzeit, das aus den
Märtyrerstellen des Buches klingt, noch schildern sie mit den
grellen Farben der Kapitel von Babels Fall. Der gedämpfte Ton
dieser Schreiben im Verhältnis zu den lauten Klagen, Anklagen
und Preisungen des übrigen Buches bildet ein Problem, das kaum
noch als solches erkannt, geschweige denn gelöst ist. Daß der Ver-
fasser — wie es der des I. Klemensbriefes will — bestrebt gewesen
sei, die loyale Gesinnung gegen Born ungetrübt zu erhalten, ist
kaum zu glauben, denn wenn er das wollte, durfte er das Buch
nicht schreiben. Vielleicht aber darf man mit der Möglichkeit
rechnen, daß diese Schreiben erst konzipiert sind, als Domitian
tot und die schlimmste Gefahr vorüber war, als auch mit der dam-
natio memoriae dieses Kaisers die christliche Haltung eine gewisse
Rechtfertigung erfahren hatte. Dann hätten die einzelnen Gemein-
den zwar noch mit Verfolgungen in der Zukunft gerechnet (2, 10;
3, 10), aber im allgemeinen wären ihnen andere Sorgen näher ge-
wesen. Es macht an sich keine Schwierigkeiten, die Vollendung
und Veröffentlichung der Apokalypse erst unter Nerva anzuset en;
die Tradition spricht eher dafür als dagegen1.
Die Verfolgung der Christen, von der die Apokalypse Kunde
gibt, entstand aus dem ersten grundsätzlichen Zusammenstoß der
neuen Religion mit dem einzigen Kult, der als gemeinsame Reli-
gionsübung des römischen Reiches angesehen werden konnte. Im
zweiten Jahrhundert scheinen die zahlreichen Verfolgungen weni-
ger aus solchen Konflikten als aus dem Bewußtsein hervorzugehen,
daß Christentum an sich zu bestrafen sei: si deferantur et arguantur,
puniendi sunt hatte Trajan an Plinius geschrieben (ep. 97); aber
als Erweis der wirklichen Zugehörigkeit zum Christentum spielt die
1 Irenaeus V 30, 3 läßt die Apokalypse „gegen Ende der Regierung Do-
mitians geschaut“ werden; nach Klemens Alexandrinus Quis dives sal-
vetur? 42, 2 kehrt Johannes erst τοϋ τυράννου τελευτήσαντος von Patmos
nach Ephesus zurück; nach Yictorin von Pettau (GSEL 49, p. 92 zu Apc. 10, 2)
schaute Johannes die Offenbarung auf Patmos, die Ermordung Domitians
befreite ihn und zurückgekehrt tradidit hanc eandem cipocalypsim quam a do-
mino acceperat.
 
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