Komposition
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der Reise Jakobs und seiner Söhne: von Sichern Gen 34 nach einem
Punkte „jenseits von Migdal-‘Eder“ Gen 3521 (also etwa in der
Gegend von Bethlehem* 1) und nach Hebron Gen 37i4, von wo sich
Juda westwärts Wohnsitze sucht Gen 38; von Hebron aus2 ver-
steht sich die spätere Übersiedelung nach Ägypten. Abgesehen von
dieser äußerlichen Verknüpfung sind die Sagen von Jakobs Söhnen
auch durch ein inneres Band zusammengehalten, durch den Ge-
danken der Entrechtung der drei älteren Söhne Jakobs und der so
begründeten Hegemonie Judas. J entnimmt diesen Gedanken
einem älteren poetischen Stücke, dem Segen Jakobs Gen 49, der
schon aus diesem Grunde gewiß ein ursprünglicher Bestandteil
seines Werkes ist3. Das Gedicht stellt die Frevel Rubens, Simeons
und Levis krasser dar und verflucht diese Söhne ausdrücklich;
J hat dies gemildert4, verfolgt aber mit seinen Erzählungen die-
selbe Tendenz, Juda den Vorrang vor den Brüdern zu geben, den
dieser dann in der Josefgeschichte Gen 3726f. 43.3u. usw. auch ein-
nimmt. An Juda und dessen Söhnen Schela, Peres und Zerach,
den Unterstämmen von Juda, haftet das besondere Interesse des
Darstellers (Gen 38).
Die Josefgeschichte dagegen dient dazu, die Vätersage mit dem
Aufenthalt Israels in Ägypten zu verknüpfen. Ihrem Grundstöcke
(Smend, Eissfeldt). Eissfeldt (Hexateuch-Synopse, S. 30) urteilt selber:
„der Möglichkeit, daß Juda zu seinen Brüdern zurückkehrt, steht nach der
Meinung des Quellen-Autors nichts im Wege“. Aber es bedarf nicht einmal
einer solchen Rückkehr, da ja Jakob und seine übrigen Söhne für J unweit
von Judas Gebiet in Hebron Gen 3714 wohnen; diese Angabe dem J abzu-
sprechen, hegt kein Grund vor (so richtig Procksch gegen Sievers, Steuer-
nagel, Gunkel). Daß J die Judasage zwischen den Verkauf Josefs nach
Ägypten und dessen Erlebnisse in Ägypten einschiebt, geschieht mit vollem
Bedacht, um die Zeitspanne zwischen Josefs Kindheit und Mannesalter aus-
zufüllen; sie leitet zugleich durch die Geburt der Söhne Judas zur nächsten
Generation über. Auch für die Genealogien Esaus und Sehrs und die Liste
der edomitischen Könige Gen 36 gab es für J, wenn er diese Stücke aufnehmen
wollte, kaum einen anderen möglichen Platz: hinter Gen 3316 durfte der Zu-
sammenhang der Erzählung nicht zerrissen werden; es blieb also kein anderer
Platz als hinter der Rubensage Gen 3521_22a, an die sich Gen 36 auch geogra-
phisch am besten anschloß.
1 Migdal-‘Eder nach Mi 48 in oder bei Jerusalem.
2 Nicht von Sichern aus, vgl. oben zu Gen 3714.
3 Gen 49lb ist ein jüngerer Zusatz, der das Gedicht zur Zukunftsweis-
sagung umstempelt. Auch 492gal)a wird Zusatz sein.
4 Vgl. Gen 3430f., wo Jakob sich nur beklagt und die Söhne sich recht-
fertigen. Gen 3521_22a ist verstümmelt.
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der Reise Jakobs und seiner Söhne: von Sichern Gen 34 nach einem
Punkte „jenseits von Migdal-‘Eder“ Gen 3521 (also etwa in der
Gegend von Bethlehem* 1) und nach Hebron Gen 37i4, von wo sich
Juda westwärts Wohnsitze sucht Gen 38; von Hebron aus2 ver-
steht sich die spätere Übersiedelung nach Ägypten. Abgesehen von
dieser äußerlichen Verknüpfung sind die Sagen von Jakobs Söhnen
auch durch ein inneres Band zusammengehalten, durch den Ge-
danken der Entrechtung der drei älteren Söhne Jakobs und der so
begründeten Hegemonie Judas. J entnimmt diesen Gedanken
einem älteren poetischen Stücke, dem Segen Jakobs Gen 49, der
schon aus diesem Grunde gewiß ein ursprünglicher Bestandteil
seines Werkes ist3. Das Gedicht stellt die Frevel Rubens, Simeons
und Levis krasser dar und verflucht diese Söhne ausdrücklich;
J hat dies gemildert4, verfolgt aber mit seinen Erzählungen die-
selbe Tendenz, Juda den Vorrang vor den Brüdern zu geben, den
dieser dann in der Josefgeschichte Gen 3726f. 43.3u. usw. auch ein-
nimmt. An Juda und dessen Söhnen Schela, Peres und Zerach,
den Unterstämmen von Juda, haftet das besondere Interesse des
Darstellers (Gen 38).
Die Josefgeschichte dagegen dient dazu, die Vätersage mit dem
Aufenthalt Israels in Ägypten zu verknüpfen. Ihrem Grundstöcke
(Smend, Eissfeldt). Eissfeldt (Hexateuch-Synopse, S. 30) urteilt selber:
„der Möglichkeit, daß Juda zu seinen Brüdern zurückkehrt, steht nach der
Meinung des Quellen-Autors nichts im Wege“. Aber es bedarf nicht einmal
einer solchen Rückkehr, da ja Jakob und seine übrigen Söhne für J unweit
von Judas Gebiet in Hebron Gen 3714 wohnen; diese Angabe dem J abzu-
sprechen, hegt kein Grund vor (so richtig Procksch gegen Sievers, Steuer-
nagel, Gunkel). Daß J die Judasage zwischen den Verkauf Josefs nach
Ägypten und dessen Erlebnisse in Ägypten einschiebt, geschieht mit vollem
Bedacht, um die Zeitspanne zwischen Josefs Kindheit und Mannesalter aus-
zufüllen; sie leitet zugleich durch die Geburt der Söhne Judas zur nächsten
Generation über. Auch für die Genealogien Esaus und Sehrs und die Liste
der edomitischen Könige Gen 36 gab es für J, wenn er diese Stücke aufnehmen
wollte, kaum einen anderen möglichen Platz: hinter Gen 3316 durfte der Zu-
sammenhang der Erzählung nicht zerrissen werden; es blieb also kein anderer
Platz als hinter der Rubensage Gen 3521_22a, an die sich Gen 36 auch geogra-
phisch am besten anschloß.
1 Migdal-‘Eder nach Mi 48 in oder bei Jerusalem.
2 Nicht von Sichern aus, vgl. oben zu Gen 3714.
3 Gen 49lb ist ein jüngerer Zusatz, der das Gedicht zur Zukunftsweis-
sagung umstempelt. Auch 492gal)a wird Zusatz sein.
4 Vgl. Gen 3430f., wo Jakob sich nur beklagt und die Söhne sich recht-
fertigen. Gen 3521_22a ist verstümmelt.