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Hölscher, Gustav; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1941/42, 3. Abhandlung): Die Anfänge der hebräischen Geschichtsschreibung — Heidelberg, 1942

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https://doi.org/10.11588/diglit.42028#0040
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40 G. Hölscher: Die Anfänge der hebräischen Geschichtsschreibung
aber Mose beruhigt die Verzagten Num 13 t.*1. Der erste Zusam-
menstoß mit den Kanaanitern im Südlande bestätigt zwar die
kriegerische Stärke der Gegner, führt aber doch zu einem Siege
Israels und zur Bannung der feindlichen Städte Num 21i-3a. So
gelingt es, Moab zu überschwemmen Num 223a 4 5a. Der Verfasser
sali sich hier vor der Schwierigkeit, einen Durchzug durch Moab
ohne Eroberung Moabs glaubhaft zu machen; er benutzte dazu die
Sage von dem Wahrsager Bileam, den Balak zu Hilfe ruft, um
Israel zu verfluchen, und den Jahves Bote am Kommen hindert
Num 22siaß 22-34. So gelangt Israel glücklich bis in das untere
Jordantal nach Schittim, wo — an der Grenze Kanaans — die
erste Verführung zum Götzendienst erfolgt, aber auch sofort streng
gestraft wird Num 25i—2 4. Es folgt die Niederlassung der Gaditen
und Bubeniten in ihren Stammesgebieten und die Einnahme des
nördlichen Ostjordanlandes durch die drei Söhne Manasses Num 32.
Damit ist das Leben Moses abgeschlossen.
Der Übergang über den Jordan und der erste Vorstoß ins West-
jordanland geschieht unter der Führung Josuas2: die Auskund-
schaftung von Jericho, der Übergang über den Fluß und die Auf-
stellung der zwölf Steine im Gilgal, die Eroberung von Jericho und
von ha-‘Ai, der Vertrag mit den Gib‘oniten, also die Besitznahme
des benjaminitischen Gebietes zwischen Jerusalem und Betel. Erst
nach Josuas Tode erfolgt die Eroberung des übrigen Landes im
Süden und im Norden, über die Jud 1 summarisch berichtet. Jud 1
ist also für J nicht Parallele zu den Erzählungen des Josuabuches,
sondern deren Fortsetzung. Die Verschiedenartigkeit der Darstel-
lung dort und hier, in einem Falle ausgeführtere Erzählungen, im
anderen ein Überblick mit kurzen eingestreuten Anekdoten, be-
greift sich aus der Verschiedenheit des verarbeiteten Materials. Man
1 Von einem feindlichen Zusammenstöße mit den Edomitern weiß J
nichts; Num 2014_21 scheint ganz zu E zu gehören. Man müßte sonst das
entsprechende jahvistische Stück hinter Num 211_3 stellen; denn vor 211__3
würde es aus geographischen Gründen nicht passen.
2 Wie die Bestellung Josuas zum Nachfolger Moses bei J erzählt war,
ist nicht mehr zu erkennen. Der Versuch, die Gestalt Josuas ganz aus J zu
streichen und sämtliche Eroberungssagen des Josuabuches E zuzuweisen, er-
scheint angesichts der Zusammengesetztheit der betreffenden Erzählungen des
Josuabuches nicht möglich. Andererseits spielt Josua in Jud 1 keine Rolle
mehr; ihn dort mit Budde erst durch die Redaktion beseitigt sein zu lassen,
führt zu willkürlicher Behandlung des Textes. Die Angabe Jud lx „Und es
geschah nach Josuas Tode“ ist in Ordnung; zum Widerspruch gegen Jud 28
s. ob. S. 26, Anm. 2.
 
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