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Hölscher, Gustav; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1941/42, 3. Abhandlung): Die Anfänge der hebräischen Geschichtsschreibung — Heidelberg, 1942

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https://doi.org/10.11588/diglit.42028#0047
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Stoff und Gestaltung

47

Haran, Jiska, Lot, Isaak und Rebekka, Jakob, Laban, Lea und
Rachel.
Daß es sich hier um Gestalten der Mythendichtung handelt,
hat man durch mancherlei Gleichungen mit semitischen Götter-
namen zu stützen versucht. In den meisten Fällen kommt man
dabei nicht über unsichere Vermutungen hinaus1. Das gilt im be-
sonderen von den Hauptgestalten der Vätersage Abraham, Isaak,
Jakob, Josef. Ihrer Rildung nach ist man bei diesen Namen ge-
neigt, an Personennamen bzw. Stammesnamen zu denken2; doch
gibt es auch Götternamen der gleichen Rildung, wie Jahve oder
die arabischen Götternamen Jaghüth oder Ja‘üq3, und sogar zu
einem Namen wie Abraham läßt sich der arabische Götzenname

1 Zu Terach verglich Jensen (ZA VI, S. 70) den nordsyrischen Gott
Tarhu; A. Jeremias (Das Alte Testament im Lichte des alten Orients, S. 340)
den Mondgott Jrh, vgl. auch A. Lods, Revue des Etudes Semitiques, 1934,
p. XIII. Wenn man neuerdings in den Texten von Ras-Schamra den Namen
Trh hat finden wollen, so hat sich das offenbar als Irrtum erwiesen; nach
Gordon (BASOR LXV 31 und JBL LV1I 408ff.) ist es überhaupt nicht Eigen-
name, sondern das akkadische tirhatu ,,Brautpreis“ (nebst abgeleiteten Verbal-
formen), vgl. W. Baumgartner ThR XIII 1941, S. 17. Nachor vergleicht
II. Zimmern (KAT3 S. 477) mit dem Gottesnamen Nayap auf einer Fluchtafel
von Karthago, Jensen (ZA XI, S. 300) mit dem Namen ‘bdnhr. Sara und
Milka sind nach Jensen Beinamen zweier Göttinnen von Charran: sarratu,
das Weib des Mondgottes Sin, und malkatu (= Ischtar), die Tochter des Mond-
gottes. Zu Laban vergleichen Jensen (ZA XI, S. 298ff.) und H. Zimmern
(KAT3, S. 364) hebr. lebänä „Mond“. Rachel bedeutet „Schaf“. Ebenso
scheint Lea ein Tiername zu sein (nach P. Haupt ZAW XXIX S. 281 ff. -
„Kuh“, vgl. schon B. Stade, ZAW I S. 112ff. und Th. Nöldeke, ZDMG
XL S. 167 = „Wildkuh“) und nach H. Bauer (ZDMG LXVII S. 344 auch
Rebekka (= „weibliches Rind“).
2 Abraham (Abram) = Abiram (Num 16lff. 2. Reg 1634) = babyl.
Abiramu (H. Zimmern KAT3, S. 482; auch A. Jeremias, Das Alte Testa-
ment im Lichte des alten Orients, 19062, S. 339 Anm. 1). Jakob = babyl.
Ja‘qubuund Ja‘qubu-ilu (Miketta, Der Pharao des Auszugs in: Bibi. Studien,
hrsg. von O. Bardenhewer VIII 2); dazu Sethe, Gott. Gel. Anz. 1904,
S. 938; und als palästinischer Ortsname J‘qb’r (in der Liste des Thutmose III.
Nr. 102 und Nr. 78). Auch den J‘qbhr geschriebenen Namen eines Hyksos-
königs versteht Sethe als J‘qb’el (gegen Ed. Meyer, Israeliten, S. 282, der
darin einen Gottesnamen Jakob findet). Die Identifizierung von Josef mit
dem palästinischen Ortsnamen Jsp’r (ebenfalls in der Liste des Thutmose) ist
nicht sicher. Analog gebildete Stammesnamen sind Israel, Ismael, Jerachmeel,
vgl. auch den Ortsnamen Jiftach’el Jos 1914 27, abgekürzt Jiftach als Ort
Jos 1543, als Person Jud lllff.
3 Wellhausen, Reste arabischen Heidentums, 18972, S. 19ff. 22f.
 
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