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Hölscher, Gustav; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1941/42, 3. Abhandlung): Die Anfänge der hebräischen Geschichtsschreibung — Heidelberg, 1942

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https://doi.org/10.11588/diglit.42028#0072
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72 G. Hölscher: Die Anfänge der hebräischen Geschichtsschreibung
losen Sieges über den König von Jerusalem, nach welchem die
Judäer irgendwie an Jerusalem vorbeigeschlüpft sein müßten. Eben-
so läßt er, da er den Boten Jahves nicht nach Jerusalem gehen
lassen kann, diesen vorläufig nach Betel ziehen. Aufs Ganze ge-
sehen, läßt J die Eroberung des Westjordanlandes also in zwei
großen Etappen vor sich gehen, indem unter Josua zuerst das
benjaminitische Gebiet, nach seinem Tode das übrige Land im
Süden und im Norden eingenommen wird1.
Mit der Ansiedlung in Kanaan beginnt die eigentlich geschicht-
liche Überlieferung der Israeliten. Es entspricht der kulturellen
Überlegenheit des Nordens über den Süden, daß die älteste ge-
schichtliche Überlieferung ganz den Nordstämmen angehört2. Die
wirkliche Erinnerung ist in diesen Stammessagen allerdings zumeist
stark verblaßt, ja z. T. bis auf Schilderung der allgemeinen histo-
rischen Situation ganz verschwunden und hinter Mythen und Orts-
sagen verdeckt. Das gilt schon von der Ehudsage Jud 3, die wie
die Josuasagen, das frühe Vordringen Benjamins in den südlichen
Jordangau widerspiegelt3. Sie nimmt ein Vordringen der Moabiter
bis über den Jordan und eine Abhängigkeit Benjamins von einem
Moabiterkönig ‘Eglon an, der, ebenso wie die sonst genannten moa-
bitischen Könige der Frühzeit, Balak und Sichon, rein sagenhaft
ist4. Auch Ehud ist vielleicht nur der Eponymus eines benjamini-
tischen Geschlechtes5.
Auf eigentlich historischen Boden tritt man in den Geschichten
von Gideon und seinem Sohne Abimelek: dem Midianiterkriege
Gideons, seiner Herrschaft über Manasse und das angrenzende
kanaanitische Sichern, der Zerstörung der Burg von Sichern durch
Abimelek und dessen Ende bei der Belagerung von Tebes6. Als
1 Daß beide Teile der Darstellung aufeinander abgestimmt sind, zeigt
das Fehlen Benjamins in Jud 1. Daß Issakar in Jud 1 fehlt, läßt sich aus
Unvollständigkeit des Textes erklären, kann aber auch darin seinen Grund
haben, daß sein Gebiet im ganzen Umfang kanaanitisch blieb.
2 Über die Ansiedlung Judas in seinem Gebiete bringt J nur die genea-
logische Sage Gen 38, über Ivaleb und ‘Otniel nur die kurzen Angaben in
Jud 1.
3 Vgl. dazu G. Hölscher, in Pauly-Wissowa, Realencyklopädie, Art.
„Manasse“.
4 S. ob. S. 55, Anm. 3.
5 1. Chr 710 (86). Der Vatersname Gera ist Geschlechtsname 2. Sam
165 20p, vgl. Gen 4621 1. Chr 83.
6 Die Annahme Ed. Meyers (Isr. S. 479—492), daß hier Bruchstücke
eines oder mehrerer sehr alter vorjahvistischer Geschichtswerke vorliegen, läßt
 
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