Metadaten

Hölscher, Gustav; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1941/42, 3. Abhandlung): Die Anfänge der hebräischen Geschichtsschreibung — Heidelberg, 1942

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.42028#0094
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
94 G. Hölscher: Die Anfänge der hebräischen Geschichtsschreibung

spruch Judas auf die Jizre‘elebene ausdrückt. Dagegen erklärt sich
die Ableitung Gads und Aschers von der Magd Leas und die Dans
und Naftalis von der Magd Rachels daraus, daß diese Stämme
Galiläas und des mittleren Ostjordanlandes stärker mit nicht-
israelitischem Blute durchsetzt waren.
Von den zwölf Söhnen Jakobs entsteht in Ägypten das Volk
der zwölf Stämme, d. h. jenes Großisrael, wie das Reich Davids
sie umfaßte. Der Befreier ist Mose, eine Gestalt der südlichen Über-
lieferung. Als einheitliches Volk wandert Israel unter Mose aus
Ägypten aus1, als Zwölfstämmevolk erscheinen die Israeliten zur
Zeit Josuas Jos 43 8. Sie handeln gemeinsam bei der Eroberung
des Landes Jos 625 814 21 24 9ßf., und Josua ist ihr gemeinsamer
Führer, obwohl die Sagen über ihn, den efraimitischen Helden, nur
an benjaminitisches Gebiet geknüpft sind. Die ,,Söhne Israels“ sind
es, die nach Josuas Tode Jahwe befragen Jud li, worauf zuerst
Juda zusammen mit Simeon den Süden in Besitz nimmt, danach
das Haus Josefs und die anderen Nordstämme den Norden. Auch
hier ist die Prärogative Judas ebenso wie die Teilung des Reichs
in ein Südreich und ein Nordreich vorausgesetzt.
Ebenso werden die Kämpfe der vorköniglichen Zeit gegen
Moabiter, Midianiter, ‘Ammoniter und Philister, obwohl durchaus
lokaler Art2, ideologisch als Kämpfe ganz Israels behandelt3. Dem
fügt sich ein, wenn in der Erzählung Jud 1921 ausdrücklich von einer
Aktion Gesamtisraels „von Dan bis Be’erscheba4 und vom Lande
Gil‘ad“ gegen Benjamin erzählt wird4. Dasselbe ist der Fall im
Philisterkriege zur Zeit ‘Elis5, im ‘Ammoniter- und Philisterkriege
Sauls6. Die Theorie ist also gegen den Widerstand der Überliefe-
rung konsequent durchgeführt. Auch in der Darstellung dieser vor-

1 Die Leiter des Volkes sind die Ältesten Ex 316 429 (die Häupter des
Volkes Num 254). In Ex 244 9 wird ein Ausschuß von siebzig Ältesten („den
Erwählten Israels“) erwähnt, vgl. dazu S. 69, Anm. 1.
2 Die Tradition erzählt nur von Stammeskämpfen, ja eigentlich nur von
Kämpfen einzelner Geschlechter oder Helden. So ist der Zug Gideons gegen
Midian nur ein Rachezug des Geschlechtes Abi‘ezer und Simsons Kämpfe sind
rein persönlicher Art.
3 Das gilt also nicht erst für die jüngeren Quellen, sondern schon für J
und ist hier nicht etwa erst spätere Übermalung, sondern die Auffassung
des J selbst, vgl. Jud 327 614f. 953 114 135 und oben S. 42.
4 Jud 204 vgl. 1928 30 2 019 29 33f. 36 38 41j. 2115 17.
1. Sam 4lf. 10 17 21.
6 1. Sam ll2f. 7 132 1423 39 45, vgl. bes. „ganz Israel“ 1420.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften