Metadaten

Hölscher, Gustav; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Philosophisch-Historische Klasse [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse (1941/42, 3. Abhandlung): Die Anfänge der hebräischen Geschichtsschreibung — Heidelberg, 1942

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.42028#0111
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Geschichte und Idee

111

aus der Knechtschaft; er geleitet es in der Wolken- und Feuer-
säule durch die Wüste, speist es mit Manna, tränkt es mit Wasser
und führt es zum Sinai. Er gibt ihm Sieg über die Kanaaniter, ver-
hindert den Fluch des fremden Wahrsagers und hilft ihm, das Land
einzunehmen. Sein Geist erfüllt die Helden des Volkes, er steht ihm
in allen Kämpfen und Kriegen bei bis zum endgültigen Siege.
David, sein Liebling, ist es, der die „Kriege Jahves“ führt 1. Sam
25 29, dem Jahve in eigener Person in der Schlacht vorangeht 2.Sam
5i9 24. Alle Gegner Davids kommen durch Jahves Fügung um, bis
das Königtum fest ist in seiner und seines Sohnes Salomo Hand.
Dabei ist Anfang und Ende verknüpft durch die Verheißung1.
Dies Motiv durchzieht die Sagengeschichte von Anfang an. Schon
Noah verheißt seinem Sohne Schein, der hier Israel vertritt, die Herr-
schaft über Kanaan und sagt von Jafet, dem Vertreter der Phi-
lister, daß er ,,in den Zelten Scherns“ zu Gaste wohnen soll; denn
Israel gehört rechtmäßig das ganze Land einschließlich der von den

1 Die Bundesidee spielt dabei, wenigstens dem Wortlaute nach, bei J
keine Rolle. Nur Ex 3410 ist bei der Verkündung des Dekalogs am Sinai vom
„Bund“ die Rede, aber der Abschnitt gehört nicht zum ursprünglichen Be-
stände von J. Ex 249_n findet bei der Erscheinung Jahves auf dem Sinai
ein Opfermahl statt, womit der angegebene Zweck des Auszuges sich verwirk-
licht. Ex 249_11 ist keine alte Sage; die Heiligkeit des Sinai wird durch diese
Gotteserscheinung nicht begründet. Auch wird hier nicht erst das Verhältnis
Jahves zu Israel geschaffen, also nicht erst die Religion Israels durch Mose
gestiftet. B. Stade (Biblische Theologie des Alten Testamentes, 1905, S. 35f.)
meint zwar, daß der Zusammenschluß der hebräischen Stämme durch eine
feierliche Bundschließung oder Bundschließungen erfolgt sei, aber er weiß nicht
anzugeben, was hiervon etwa vor der Befreiung der Geknechteten in Kadesch
(so Stade) stattgehabt habe oder was nach der Ankunft der Befreiten bei
diesem Heiligtum. Auch über die Formalitäten der Bundschließung, meint
er, wissen wir nichts, namentlich nicht, ob die Bundschließung zwischen den
einzelnen Stämmen als Kontrahenten oder zwischen Jahve und den vereinten
Stämmen stattgefunden habe. In beiden Fällen sei von den Stämmen feierlich
versprochen worden, Jahve zu verehren und seinem Orakel zu folgen; inwiefern
und wie eine Willenserklärung Jahves geschehen sei, könne man nicht wissen.
Es ist deutlich, daß hier die Sage in unberechtigter Weise in Geschichte um-
gesetzt wird. J setzt voraus, daß das Verhältnis zwischen Jahve und Israel
seit Urzeiten besteht. Jahve ist „der Gott Scherns“ Gen 926; er ist der Gott
Abrahams Gen 2412 27 42 48 (vgl. 3153) und Isaaks Gen 2 7 20, Jakobsundseiner
Söhne Gen Als Gott der Väter Ex 316 hört Jahve das Geschrei seines
Volkes in Ägypten Ex 37 und sendet ihnen Mose als Befreier, um sie „in ein
schönes und weites Land, ein Land, wo Milch und Honig fließt“ zu führen
Ex 38.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften